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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9
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128 besonders aber von seiner guten Mutter, die zartesten Dinge; es thnt ihm wohl, weun seine Mntter die Hände nin ihn ringt: „Weinen mag die Mutter, deren ' Einen Todten hat sie täglich, Sohn zum Kalbfell mußte schwören, ! Weint um ihn, was menschenmöglich." Es gefällt ihm, wenn die Mädchen nm ihn klagen, denn dann erst kann er sie ja so recht trösten, von Herzen und aus vollem Halse. Vor dem Militär hat er keine Angst, sondern schämt sich im Gegentheil, wenn er ausgemustert wird. Am Tage vor der Assentirnng steigt die ganze Schar zu Wagen und fährt hinein zur „Stellung"; unterwegs wird viel gesungen und jedem Entgegenkommenden der Gruß der vollen Flasche zugeschwenkt; unter gleicher Lustigkeit findet die Rückkehr statt, nur setzen sich jetzt die „Assentirten" auf einen eigenen Wagen, weg von den „Ausgemusterten". An vielen Orten geht das Juchhe der ganzen Woche auf Kosten des Dorfes. Wer seiner Militärpflicht genug gethau, kehrt heim zu seiner ursprünglichen Beschäftigung, aber seiner Rede und Haltung sieht man die militärische Schnle immer au. Er hat sich iu höheren« Maße Ordnungsliebe, Ehrgefühl, ja Mäßigkeit angeeignet, im Gegensatz zu seinen berühmten Porgängern, den ,0lzsitos" (verabschiedete Soldaten), die ehemals bis ins späte Alter, arbeitsscheu und ungefüge, als wahre Last des Dorfes dahinlebten. Ist aber der Bursche eiu großer Bursche bei der Rekrutirnng, so ist sein Vater ein noch größerer Jemand bei der Abgeordnetenwahl. Nicht vielleicht, als ob er sich dem Übermuth hingeben würde. Er fühlt im Gegentheil das Gewicht seiner Person und Stimme, und das verleiht ihm Gravität. Eine schöne Rede wirkt lebhaft auf ihn, er versteht sie und grollt selbst wegen eines starken Wortes nicht, wenn es aufrichtig ist nnd in schöner Form vorgetragen wird. Dennoch knickt er selbst vor der schönsten Rede nicht zusammen und hängt so zäh an seiner politischen Fahne wie an seiner Religion, ohne doch in dieser wie in jener Hinsicht unduldsam oder nachträgerisch zu seiu; daher es denn auch selbst unter den leidenschaftlichsten Aufregungen nnr selten zum Zusammenstoß kommt. Hat der Gegenkandidat oder haben dessen Unterstützer seinen Beifall gewonnen, so bleibt er zu Hause, um ihm wenigstens nicht zu schaden, wenn er ihm schon nicht nützen kann. Auch die Bestechung hat im Alsöld am wenigsten Wurzel geschlagen. Er trinkt wohl den Wein des Eandidaten, wenn er ihm freundlich angeboten wird, aber er ist zu stolz, um für Geld oder Wein seine Stimme zu verkaufen. An vielen Orten steht das Gewissen der Abstimmenden nuter starker loealbehördlicher Disciplin, und hat einmal die Obrigkeit die Fahne ausgesteckt, so geht ihr die ganze Gemeinde nach. Wer Winkelzüge macht, verdächtig wird oder Uusug treibt, der wird unter diesem oder jeuem Vorwande zur Neutralität gepreßt, damit er der Ortschaft keine Schande mache. So lange die Vor- kehrungen für die Wahl währeil, wochenlang, ist die Gemeinde ganz bnnt von Fahnen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Volume 9
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (2)
Volume
9
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1891
Language
German
License
PD
Size
15.56 x 21.98 cm
Pages
682
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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