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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9
Page - 140 -
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140 steht nicht zu befürchten. Der Hausstand ist groß, und würde es auch wirklich altbacken, nun, so dauert es um so länger. Aber die ungarische Frau zeichnet sich nicht nur beim Seisekocheu aus, sonder« auch beim Wasche». „Reinlichkeit ist Gesundheit", sagt sie und handelt tüchtig nach diesem Grundsatze. Ihr Bettzeug, ihr Tischtuch, die gesammte Wäsche der Familie ist „wie der Schnee", obgleich das Liuueu meistens gewöhnliche Hausleinwand ist. Feine Leinwand wird nnr bei den Festtagskleidern benützt. Zum Wasche» uimmt die ungarische Frau am liebsten Regen- uud Flußwasser. Im Winter, wenn von Sammeln des Regenwassers gar keine Rede sein kann, nimmt man auch mit Brunnenwasser vorlieb; wo es aber Fluß- wasser gibt, hat dieses selbst beim stärksten Frostwetter den Vorzug. Der Vater oder sonst ein Mau« aus der Familie haut ein Loch in das Eis des Flusses, das Frauenzimmervolk aber rafft alles „was unter den Schlägel gehört", zusammen, nebst den Werkzeugen für diese Arbeit: der Waschbank nämlich und dem Schlägel. Man legt sich eine Handvoll Stroh unter die Füße, neben dem Eisloch, und geht an die „pritschlige" Arbeit. Mitunter wandern mehrere, ja sogar viele aus das Eis hinaus uud verüben ein so patschendes, klatschendes Geschlägel, daß die ganze Wassergegend davon wiederhallt. Je schärfer die Kälte, desto röther werden die Gesichter und Hände, aber einen Schnupfen, geschweige denn eine ärgere Erkältung kriegen diese Arbeiterinnen des Schlägels wohl nie. Und doch sind sie gar leicht bekleidet nnd selbst ihre leichten Röcklein sind noch rechts und links hoch aufgesteckt. Das Lichtziehen ist in unseren Tagen des Petroleums nachgerade selten geworden; ehemals gehörte es auch zum Ehreukrauz der ungarischen Hausfrau. Die Käsebereitung dagegen wirft noch immer ein Namhaftes ab, besonders in der Tanya- (Gehöft-) Wirth- schaft. Erwähnen wir schließlich noch die Zucht des verschiedenen Geflügels und die beständige Pflege des Hausgartens, nicht zu vergessen auch die häufige Tünchung („Weißelnng") des Wohnhauses, so haben wir Alles angeführt, was die „Unterhaltung" der magyarischen Bäuerin bildet. Die hier geschilderten Zerstreuungen und Unterhaltungen des männlichen und weiblichen Geschlechtes sind aber nur Geringfügigkeiten im Vergleich zu den als Stell- dichein für alle Lebensalter, Geschlechter, ja Volksclassen dienenden Märkten. Von den großen Provinzherren angefangen, die in fünffpännigen Kutschen fernher gejagt kommen, und von den reichen Bauern, die mit ihren Rinderheerden die Ebenen beherrschen, bis hinab zum letzten Marktbettler, der an der Ausmündung einer Zeltgasse sein jämmerliches Lied winselt, trifft Alles, was da im Umkreise lebt, auf den Jahrmärkten von Debreezin, Kecskemet, Maria-Theresiopel, Szegedin, Gynla und des auch sprichwörtlich dafür bekannten Tur zusammen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Volume 9
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (2)
Volume
9
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1891
Language
German
License
PD
Size
15.56 x 21.98 cm
Pages
682
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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