Page - 202 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9
Image of the Page - 202 -
Text of the Page - 202 -
202
z. B. Kecskemet im Oreg-Högy und Szarkäs, Nagy-Körös iin Teinetö-Högy, Kalmänhögy,
Bokros und Banom Lagen besitzt, die einen recht guten, recht zuckerhaltigen Wein hervor-
bringen, und zwar jetzt schon zumeist Weißwein, während vor 30 bis 40 Jahren da herum
uoch überall Rothwein gekeltert wurde. Im „Kis-Tükör" (kleinen Spiegel) heißt es noch
über diese Städte: „Drei berühmte Städte, wo man Rothwein keltert." Nur Czegled hängt
noch jetzt an seinem Schillerwein. Der Obstmarkt der „drei Städte", Kecskemet voran, ist
zu europäischen! Ruf gelangt. Aprikosen und Äpfel werden von Kecskemet, Weichsel» uud
Kirschen von Nagy-Körös und Czegled nach dem Ausland befördert: nach Wien, Brünn,
Dresden, Lemberg, Krakau, Petersburg, ja selbst nach Afrika, und zwar nach Alexandrien.
Der fleißige Weingartenbesitzer kann vom Juni bis in den Spätherbst, wenn der Ertrag
reichlich ist, keine Nacht verschlafen. Schon um eiu oder zwei Uhr nach Mitternacht beginnt
die Zufuhr des Obstes nach dem Markte in sogenannten slovakischen Körben (aus Linden-
holz ov-förmig geflochten), und wenn die Sonne am Himmel steht, rollt das auserlesene
Obst schon in sorglicher Verpackung auf der Eisenbahn von bannen. Im Jahre 1887
versandte Kecskemet allein auf diese Weise 900.000 solcher Körbe Obst.
Auch der Handel mit Mastschweinen hat neuerdings einen lebhaften Aufschwung
genommen. Die Schweiuemäster von Czegled und besonders Kecskemet sind weit uud breit
berühmt. Im südlichen Theile des Stadtgebietes von Kecskemet, auf einem Flächenraum
von 24 Joch, der seine eigene Flügelbahn hat, besteht eine Borstenvieh-Mastanstalt,
welche jährlich 40.000 bis 50.000 Stück Mastschweine erster Qualität nach dem Ausland
verfrachtet. Außerdem wird auch mit Geflügel: Gänsen, Enten, Puten, Hühnern ein
lebhafter Handel betrieben.
Besondere Erwähnung verdient die Gurke vou Nagy-Körös, mit der die Bevölkerung
sozusagen alle größeren europäischen Märkte überschwemmt. Nicht nur die Gärten und
näher an der Stadt gelegenen Gemüsefelder werden mit Gurken bepflanzt, sondern auch
noch bedeutende Bodenflächen auf den Tanyas draußen. Für ein Joch nahegelegenen,
gute» Gurkeubodeus werden gern 80 bis 100 Gulden Pacht bezahlt. Budapest bezieht
seine Gurken fast ausschließlich aus Nagy-Körös.
Im Allgemeinen ist die Bevölkerung der alten „drei Städte" nnternehmend, fleißig,
keine Mühe scheuend, findig, sparsam. Zu ihren Haupteigenschaften gehört eine gewisse
nüchterne Zurückhaltung, die sich Anfangs gegen alles Neue spröde zeigt, was aber eine
Geneigtheit zu zeitgemäßem Fortschritt nicht ausschließt. Als Beispiel dafür diene die
Thatsache, daß, als in den Fünfziger-Jahren der Bürgermeister von Nagy-Körös den
Versuch machte, die Gründung eines Mustergartens zu beantragen, das dortige landwirth-
schaftliche Publicum und arme Volk sich am schärfsten dagegen erklärten, als aber der Garten
trotzdem gegründet war, nach kurzer Zeit die Gegner desselben zu seinen eifrigsten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch