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dessen literarische Kämpfe mit Nikolaus Revai von so großem Einfluß auf die Ausbildung
der ungarischen Sprache gewesen sind. Reizend ist der Blick vom Theißufer um Szolnok,
sowie vou der südwärts gelegenen Szanda nnd anderen Pnszten ans das trügerische
Meerbild des Alföld: die Fata Morgaua (Dölibäb), wie denn überhaupt die Luft
Szolnoks in ihrer durchsichtigen Klarheit und überraschenden Farbenpracht so merkwürdige
Variationen zeigt, daß in- und ausländische Maler jeden Sommer dahin pilgern, um
wochenlang dem Studium dieser abwechslungsreichen Stimmungsbilder des Alföld
obzuliegen.
In der Nachbarschaft Szolnoks liegt zwei Stunde» nach Westen Abvuy, dieser
hübsche Marktflecken, die Zwischenstation der Szolnok-Czegleder Eisenbahn, ein beliebter
Wohn- und Aufenthaltsort vornehmer Adelsfamilieu. Seiu fruchtbarer Bezirk ist über
drei Quadratmeilen groß; es liegt genau in der Mitte desselben nnd beherrscht ihn weithin
mit seinen schönen schlanken Thürmen, in deren Umkreis aus der Meuge der einfachen
Bürgerhäuser sich Herrensitze, einer schmucker als der andere, hervorheben. Seine größten-
theils breiten Straßen, zahlreichen Parks und die Banmpflanzuugeu an den Anßeuräuderu
verleihen ihm ein heiteres Aussehen, während sie zngleich Staub uud Hitze des Sommers
mildern und im Winter dem Sturm als Hemmniß dienen. Die Bevölkerung beläuft sich
auf 10.000 Köpfe, darunter, wie schon erwähnt, eine Menge Adelige, welche nicht nur
durch ihre Anzahl, sondern auch durch Reichthum und gesellschaftliches Leben sehr
vortheilhaft in die Wagschale fallen. Ebenso lebt ein großer Theil der Bürgerschaft in
bequemen Verhältnissen nnd zeigt lebhaften Sinn für eulturelle uud volkswirthschastliche
Angelegenheiten uud Einrichtungen. Die Landwirthschaft wird auch hier uach dem
Tauya-System betrieben, aber auch Garten- und Weinbau werden nicht vernachlässigt,
besonders in der Nähe des Ortes.
Nördlich vou Abony liegt die Gemeinde Ujszäsz, eine Station weit von Szolnok
an jenem Punkte der Bndapest-Szolnoker Bahnlinie, wo die Hatvaner Linie von ihr
abzweigt. Ein hübsches Dorf, deren größte Sehenswürdigkeiten das Schloß, der mit
Wasserkünsten geschmückte Park und die Fasanerie der Freiherren von Orezy sind. Sein
großes und schönes Gebiet ist von vielen Tanyas belebt. Östlich von Ujszäsz erscheint der
schlanke Thurm der großen Gemeinde Rekas am Ufer der Zagyva, über welche daselbst
eine Brücke führt. Südwestlich von Abony liegt Törtel , ein recht stattliches Dorf, das den
Namen eines auch historisch bekannten kumanischeu Häuptlings führt; die Grafen von
Sztäray haben daselbst ein hübsches Kastell. Vor 1848 war es jedoch ein belebterer Ort
als jetzt; damals nahm der Handel der jenseits der Theiß liegenden Landestheile seinen
Weg über den Strom hier vorbei, unter Benützung der damals noch vorhandenen Holz-
brücke bei Czibakhäza. Hier passirten auch die walachischen Fnhrlente mit ihren Waaren
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch