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vorhanden. Denkwürdig in der Geschichte Ungarns ist der Reichstag, der am 4. Juli 1525
zn Hatvan versammelt wurde; da errang der niedere Adel in seinem langen Kampfe gegen
den Hochadel endlich den vollen Sieg und erhob den aus seiner eigenen Mitte hervor-
gegangenen größten Rechtsgelehrten und gewaltigsten Redner des Landes, Stesan
Verböczy, den unsterblichen Verfasser des „Tripartitum" (dreitheiligen Gesetzbuches) zur
Würde des Palatins. Von hier bis Miskolcz längs der ganzen Bahnlinie hat der Reisende
znr Sommerszeit um Mittag oftmals Gelegenheit, sich an der Zauberspiegelung der
„TMbäb" zu erfreuen. Wenn man sich V ä m o s - G y ö r k , dem Ausgangspunkte der
nächsten Flügelbahn, nähert, sieht man links in immer bestimmteren Umrissen die breit-
ausgelagerte, höchste Kuppe des Mätra-Gebirges, den Kekes (969 Meter) hervortreten,
dessen wirklich prächtige blaue Färbung („Kekes" bedeutet bläulich) diese anmuthige
Gegend noch reizender macht, denn der Nordwestrand der fast unabsehbar hingedehnten
Ebene stößt fast ohne jeden Übergang an die Grnndvesten einer plötzlich zu 1.000 Meter
Höhe aufspringenden Gebirgsstirue. Vämos-Györk selbst ist eine kleine ackerbautreibende
Gemeinde, nach welcher links das volkreiche Dorf Karäcsond durch seinen schmucken
Herrensitz und die Beretvas- und Gönezyschen ansehnlichen Musterwirthschaften unsere
Aufmerksamkeit erregt. Die nächste größere Eisenbahnstation hat ihren Namen von den
rechts und links gelegenen Ortschaften Kaäl und Kapolna. Besonders bemerkenswerth
ist hier die großartige Musterwirthschaft der Grafen Kärolyi. Hier wird die Hatvan-
Miskolezer Flügelbahn durch die neue, von Kis-Ujszällas nach der Mätra-Gegend gezogene
Linie durchschnitten, welche bei der Ortschaft Köre die Theiß überschreitet und pfeilgerade
in die Station Kaäl-Käpolna einläuft, nachdem sie unterwegs die ansehnlichen ackerbau-
treibenden Gemeinden Tisza-Näna, Heves und Erdötelek seitwärts liegen gelassen.
Weiterhin beiFüzes-Abony zweigt in der Nähe des Sommersitzes und der Domäne des
Erzbischoss von Erlau zu Puszta-Szikszö eine zweite Flügelbahn nach Erlan ab, und über
jenes große, verkehrsreiche, landwirthschasttreibende Dorf hinaus gelangen wir bald auf
das Gebiet des Borsoder Comitats, nach Szihalom, von dessen Bahnstation aus man
schon deutlich jenen berühmten Hügel erkennt, auf dem nach den Berichten des „anonymen
Chronisten" Ärpäds Laubhalle stand, („s^in- --- Speicher, Halle, daher Szinhalom und in
volksthümlicher Kürzung Szihalom) und wo vor kurzem die Alterthumsforscher eiueu so
merkwürdigen Fund gemacht haben. Die hier entdeckten Gegenstände gehören zu den werth-
vollsten einheimischen Stücken des ungarischen Nationalmuseums. Längs der Eisenbahn,
aber nicht ganz parallel mit ihr, läuft links gleich einem Saume das Gebirge, dessen hier vor
nns liegender Theil bereits Bükk-Gebirge heißt, nach seinen ungeheueren Buchenwaldungen
(dükk Buche). Hier am Fuße des Bükk, besouders aber im Marktflecken Mezö-Kövesd,
der gleichfalls Bahnstation ist, und seiner Umgebung Hausen in größeren Massen die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch