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worüber es in seinem Schenkungsbriefe vom Jahre 1605 heißt: „ . . . . also haben wir
in Anbetracht der so rühmlichen und für ewige Zeiten denkwürdigen Verdienste beschlossen,
insgesammt und einzeln unsere Hajduckenkrieger, als die Wiedereroberer unserer alten
Freiheiten, um das Andenken ihrer für die Freiheit des Vaterlandes bestandenen schweren
Kämpfe nnd unserer Dankbarkeit gegen sie auch sür die späteren Nachkommen zu erhalten
und damit sie in dem Vaterlande, für das sie gestritten, Ansehen und Freiheit gewinnen
möchten, mit allgemeiner Zustimmung der Landstände sie alle insgesammt nnd öffentlich,
insonderheit aber durch diesen unseren Brief, unsere unter der Hanptmannschast des edlen
Andreas Csomaközi (und uoch zwölf anderer Hauptleute) tapfer kämpfenden Hajdncken-
krieger iu die Reihe der Edlen aufzunehmen. Damit aber unsere erwähnten Krieger sich nicht
zerstreuen, sondern an einem bestimmten ständigen Sitze wohnen möchten, haben wir
unsere Stadt Kollo, unsere Puszteu-Dominieu Nänäs, Dorog, Varjas, unsere Theil-
Besitzuugeu Hadhäz, Vamos-Percs, Sima und Vid, so auch alle unsere königlichen Rechte,
unseren erwähnten 9.254 Kriegern und deren Nachkommen beiderlei Geschlechtes unter
dem Bediug verliehe», daß sie sich uns, Ungarn und Siebenbürgen eidlich verpflichten
nnd, mit Waffen und Kriegsmaterial wohl ausgerüstet, auf unseren und unserer Nach-
kommen Befehl bei jedem Kriegszuge anwesend zu seiu und dem Vaterlande treu zu dienen
verhalten seien." Im nächsten Jahre erhob Bocskay anf gleiche Weise das unter Peter
Fekete und sieben anderen Hauptleuten stehende berittene Hajdnckenheer in den Adelsstand
nnd schenkte demselben Szoboszlö.
Durch diese Schenkungen gelangten die Hajdncken, die bis dahin ohne festen Herd
ein Abenteurerleben geführt hatten, in den Besitz eines ständigen Wohnortes, der eine
zeitlang eine Art Militärgrenze zwischen Ungarn und Siebenbürgen bildete und zum Theil
hierher, zum Theil dorthin gehörte. Aus diesen Niederlassungen bildete sich sodann unter
mehrfachem Austausch der freie Hajdncken-District, im Jahre 1876 aber uuter der nöthigen
Abrnndnng das heutige Hajduckeu-Comitat.
Nach dem Tode Bocskays machten die Hajdncken die Erfahrung, daß die Rechte der
Nation, die Glaubensfreiheit nnd ihre eigenen besonderen Privilegien gefährdet waren,
empört griffen sie also zn den Waffen nnd bezogen unter ihrem Hanptmann Andreas
Nagy, an die 16.000 stark, bei Szikszö ein Lager, in der Absicht, einen nationalen König
auf den Thron zu erheben. König Rudolf that Alles, um sie zu beschwichtigen, aber
vergebens, und daß diese Krisis schließlich doch ohne ernstere Folgen vorüberging, ist dem
Umstände zuzuschreiben, daß Valentin Homonnay, in dem die Hajdncken die Idee eines
nationalen uud calviuistischeu Königs verkörpert sahen nnd den „Gott ihnen anch schon
als Spiegel vorgewiesen", nicht nur entschieden zurücktrat, sondern selber energisch im
Sinne der Wiederherstellung des Friedens wirkte, worauf denn die Hajduckeu nach lang-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch