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Szalonta. Im Jahre 1636 überfallen die Türken die fürstlichen Truppen bei Madaräsz
in der Nähe von Szalonta. Da geschah denn, nach dem gleichzeitigen Chronisten Szalärdi,
„ein fürchterlich Lanzenbrechen und gar hartes Ringen", welches den Vieecapitän von
Värad, Michael Jbrauyi, dermaßen erschreckte, daß er in gestrecktem Galopp nach Värad
eilte, um die Nachricht vou der Niederlage des fürstlichen Heeres zu melden. Und noch jetzt
sagt mau in Szalonta uicht: „Du Feigling!" „Du Tölpel!" —sondern: „Dn Jbränyi!",
denn nur die Angst Jbränyi's sah jene Schlacht verloren, die eigentlich bis zum Abend
unentschieden blieb, worauf beide Theile sich zurückzogen nnd bei dem von Johann Arany
besungenen lestlialom (Körperhügel) Auge iu Auge stehen blieben. Nachdem es dann
Abend geworden, greift der Hajdnckenführer Jakob Györi zu eiuer Kriegslist, iudem er mit
seiueu dreihundert Hajdncken das feindliche Lager umgeht und dann plötzlich die Trommel
rühren läßt. In demselben Augenblick feuert, nach vorheriger Anweisung, jeder Hajduck
sei» Gewehr auf das umzingelte türkische Heer ab und wirft sich mit furchtbarer Gewalt
auf den Feind, wobei Alles aus vvllem Halse den gewohnten Kriegsruf: „Jesus! Jesus!"
uud „Drauf uud drau, Krieger!" (,HvMl, vit«?sk!^) brüllt. Das Getöse wurde
noch ärger, als der Lärm von der nahen Wiese „Kraniche von großer Dichtigkeit" unter
vielem Gekreisch auffliegen ließ. Nuu war die Wirkung eine vollständige. „Das entsetzte
Türkenvolk dachte, daß die Scharen des Fürsten eingetroffen und diese es wären." Sosort
„gab es dem Hajdnckenthnm den Rücken" und rannte in sinnloser Flucht, sein Lager im
Stich lassend, gegen den k^ilkosr^t (Mörderwiese), wo es zum großen Theil im Sumpfe
umkam oder unter den Waffen der verfolgenden Hajdncken fiel.
Dieselbe Gegend, welche bei dieser Gelegenheit die Türken los wurde, fiel 22 Jahre
später der nämlichen Macht zum Opfer. In dem zwischen Georg Räköczy II. nnd der
Pforte ausgebrochenen Kampfe auf Leben und Tod wurde, wie Szalärdi schreibt, „das
gauze Laud vou diesem (Värad) herwärts, vom Berettyö au den beide» Körös herauf,
überall zu Staub gemacht". Iu jeuer Gegend heißt diese schreckliche Verheerung noch
jetzt „die große Flucht".
Aber uicht lange mehr dauerte die Herrschaft des Halbmondes. 1686 ist die Festnng
Szent-Jobb wieder iu Christeuhäudeu uud drei Jahre später wird die erste vrgauisireude
Versammlung des Biharer Comitats seit der „großen Flucht" daselbst abgehalten. Im
Jahre 1692 ist auch Groß-Wardeiu zurückgewonnen nnd im nächsten Jahre ziehen die
Türken vollends aus dem Comitate ab, weuu auch nicht ohne erst noch von Dioszeg und
Derecske bis hiuab zur Südgrenze einen Vernichtungskrieg gegen die Einwohner zu führen
nnd Alles, was ihnen in den Weg kommt, in Flammen aufgehen zu lassen.
Zu Anfang des vvrigen Jahrhunderts kvmmt neues Verderbe» über das Comitat.
Das gegen Franz Räkvczy I I. entsandte serbische Kriegsvolk haust grausam unter der dem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch