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stirbt unter Karl III. das ganze Dorf durch die Pest aus uud die Domänenverwaltung
besiedelt die verödeten Sessionen mit altgläubigen Walacheu. So nimmt das walachische
Element nach nnd nach auch auf dem flachen Lande zu, wo es jetzt in Nagy-Leta, Pocsaj
uud Zsäka am dichtesten wohnt.
Deutsche Colouieu gab es iu der Biharer Ebeue schou unter den Ärpadischen Königen.
Der Ort Tamäsda an der Grenze der Arader Gemarkung war einst unter dem Namen
Tamäshida (?c»ns Ikomae) eine deutsche Niederlassung, welche im Jahre 1241 durch die
Tatareu verheert wurde. Zu derselben Zeit finden wir die mit Deutscheu bevölkerte Stadt
Szalacs schon im Besitz von Privilegien. Heute ist Szalacs reiu magyarisch, doch sind
Spuren ihrer einstigen Colonisten noch in zwei Ortsnamen: Bnrga und Becs (Wien)
vorhanden. Graf Dietrichstein machte im vorigen Jahrhundert Deutsche iu der Oberstadt
von Szekelyhid ausässig, welche, im Gegensatz zur durchaus reformirteu Unterstadt, auch
jetzt vollständig katholisch ist. Gegenwärtig sind auch diese Katholiken durchwegs magyarisch,
obgleich sehr ausgebreitete Ackerbauerfamilien die Namen Horming, Dietrich, Schmauß
u. s. w. führe». In Sväb-Olaszi ist nur das Prädicat des Dorfes deutsch geblieben,
in Madaräsz uud Olah-Homorog findet sich von den Tirolern, welche die Klobnsitzkys im
Jahre 1817 dort angesiedelt haben, keine Spur mehr. Heutigentags wohnen nur in
Ilj-Palota etwa 400 Deutsche uud etliche auch iu den benachbarten Orten Szent-Andras
und Körös-Tarjän. Die Zahl der Deutschen in Bihar übersteigt zusammen kaum 3.000.
Die Zahl der Slovaken (lvt) ist iu der Ebene vielleicht noch geringer. Sie sind
aus dem flachen Lande nicht fähig, ihre Nationalität zn bewahren. Der Gutsbesitzer Peter
Nyiczky siedelte in Berettyö-Szent-Märton fünfzehn katholische Familien aus dem Oberland
an; sie wohnen noch jetzt in der sogeuaunteu Slovakeugasse, sind aber ganz magyarisch
geworden. Die noch jetzt slovakisch sprechenden Bewohner in Bikacs, Fegyvernek uud
Sarkad, durch den Grafen Almäfsy von Bekös-Csaba als Tabakpflanzer dorthin versetzt,
haben sozusagen noch nicht Zeit gehabt, Magyaren zu werden. Juden haben sich in der
Ebene erst seit hundert Jahren angesiedelt, seither aber stark vermehrt. Mit Ausnahme
einiger Gemeinden im Erinellek sind sie im Allgemeine» mit den früheren Einwohnern
verschmolzen. Die Zigeuner sind in Groß-Wardein am zahlreichsten, kommen aber auch
anderwärts häufig vor. Sie bekennen sich gewöhnlich zur Religion des Dorfes nnd leben
von Mnsik und der Verfertigung von Luftziegeln. Die mazedonischen Griechen sind anch
hier, wie überhaupt im Alsöld, ausgestorbeu. In Dioszeg hatten sie sogar eine Kirche,
doch lebt in dieser Stadt jetzt nur uoch ein einziger Mensch von alter griechischer Abknnst.
Diese verschiedenen Volkselemente nnd Bekenntnisse leben unter einander in mnster-
haftem Einvernehmen. Die Walachen nähern sich den Magyaren, deren Sprache sie an
vielen Orten fließend sprechen. In der „Walachenstadt" zu Berettyö-Ujfalu wohnen zwar
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch