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Körös in das Bekeser Comitat hinab zum Verkauf befördert. Die abgemähten Rohrgarben
schnürte man mittelst zusammengedrehter Weideurutheu zwischen Stangen in Bündel und
schwemmte diese ganz so wie die Flößer ihre Fichtenstämme stromabwärts, zuweilen an
die tausend Garben in einem zusammenhängenden Stück.
Bei Kot uud Jräsz sieht man ein Durcheinander von feuchten Seukeu uud Rohr-
dickichten, seichten Tümpeln und weichen Rasenflächen, moorigen Strecken und flottireuden
Wiesen. Hier uud da erheben sich aus dem Sumpfland gleich einer Insel ein paar hundert
Joch Culturboden, orinaKx genannt. Hochschastiges Schilf und Wasserfarne bezeichnen
den Moorboden — ein gefährlicher Teppich! Das hohe Schilf nämlich drängt sich zwar
gruppenweise auf großen Strecken Bodens zusammen, doch bildet jeder Busch desselben
eine abgesonderte Säule, deren Basis ein braunes Geflecht von abgestorbenen Blättern,
Stengeln, Struuken und Wurzelfasern ist, wogegen die Säulenhäupter als lauter hell-
grüne Schöpfe von scharfen Blättern und Stielen erscheinen. Zwischen diesen Massiven
des Moores aber gähnen häufig, kaum einen halben Fuß dick mit vegetabilischem Moder
bedeckt, tiefe Löcher, in denen man rettungslos versinken kann.
Zwischen den Rohrhainen findet sich da und dort eine abgezirkelte Wasserfläche, den
Lich ungen im Walde vergleichbar. Die Dickichte selbst sind im Zickzack von Wasseradern
durchbrochen, welche das rohrbestandene Wiesenland in Inseln zerschneiden. Die Rohr-
bestände sind sehr dicht und lassen kaum irgend eine andere Vegetation aufkommen. Ihre
Ränder starren von schwertblätterigen Pflanzen; sind diese Ränder moorige Psiitzeu, so
sind sie dicht durchwachsen mit Wasserschierling, giftigem Wassereppich, Wasserviolen,
Rebendolden, Wallwurz u. s. f.
Schlamm und Schlammwasser sind das Lebenselement einer Thierwelt, die nach
Milliarden zählt. Still ist es da niemals, das kleine Waffergethier, die Reptilien und
Vögel regen sich fortwährend und lassen ihre Stimmen erschallen. An Krebsen, Schild-
kröten und Blutegeln ist auch kein Mangel, doch gab es früher noch mehr. Die Komädier
Krebse waren seinerzeit so berühmt, daß sie den Stolz des Dorfes bildeten und sogar die
Galerie der alten Dorfkirche mit vier großen rothen Krebsen geschmückt war.
Beide Särret sind sehr fischreich. Selbst in den isolirten, trogartigen Tümpeln mit
stehendem Wasser gedeiht mancher Fisch, zum mindesten ein lumpiger „Bobäly" (vmdi-v
eamna). In der Reißenden Körös fängt man zuweilen auch Störe. Häufig sind Grnndeln,
Karauschen, diese nur in stehendem Wasser, dann Karpfen, Schleihen, Welse, Hechte,
Barsche, Zigeunerfische (eine Schleihenart), so genannt, weil ihr Fleisch höchstens für
Zigeuner taugt, und allerlei Arten von Weißfischen.
Das interessanteste Verfahren der Fischer im Sarret ist das mit Senkreusen. Sie
verstellen den Lauf der Gewässer auf eine Länge von hundert bis zweihundert Schritt mit
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch