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Leute auf die Wiese, Rohr zu schneiden oder Grnndeln zu fangen, so kleiden sie sich wie
der Schäfer, Rinderhirt oder Päkäsz des Sumpfbusches. Als Oberkleid uud zugleich
Hemd dient eine Leinwandblouse (sink»); diese wird iu die fast ganz anliegende Leinen-
hose lkuku, im Unteren Särret c?ie?u-Hose) hineingebunden, so wie die Hose ihrerseits
in die Schäfte der Bundschuhe. Blouse und Hose sind aus gleichmäßig gewebter, dichter
uud grober Leiuwaud verfertigt, welche für Struuk uud Dorn, ja selbst für Schlamm
undurchdringlich ist.
Auf unserem Bilde sehen wir ganz vorne im Vordertheil des Kahnes einen in
Sinkö-Blouse und Cziczu-Hose gekleideten Mann stehen; er trägt auf der Schulter ein aus
Weidenruthen geflochtenes Fifchergeräth, ein Schoppgarn (tapoAutü, wörtlich: Taster),
das am Rande und an den Seiten, und damit die Ruthen nicht ausbrechen können, auch
am Untertheile durch einen Ruthenring kreisförmig zusammengeschnürt ist. Neben dem
Manne sitzt ein Juuge in kurzem Pelzwamms und hält einen gehenkelten Senkhamen fest.
Der Nächstfolgende handhabt ein Krückenruder, desgleichen der Bursche im Hintertheil
des Fahrzeuges; ihre Hüte sind mit Sträußen von Reiherfedern geschmückt. Der vierte
Mann stützt sich auf ein oben viereckiges und mit fichtenhölzernen Reifen versehenes,
unten gleichfalls ringförmig geflochtenes Schoppgarn, wobei er seine Hand in die eigens
für diese unterhalb des Reifens ausgesparte Lücke steckt; auf der Schulter hat er eine
Schiebstange vder einen Bootshaken. Ein alter Mann, die Lammfellmütze auf dem Kopfe,
trägt vor die Brust gebunden den Gruudelkorb aus Weideugeflecht, da sollen später die
Movrgruudelu hineingeschüttet werden. Neben ihm steht auf dem Bodeu des Fahrzeuges
ein criuoliueuförmiges, mit Reifen versehenes Schoppgarn, das nach oben zugespitzt ist,
um den Grnndelkorb Trocknens halber darüberstülpen zu könne», uud offen, nm das
Hineingreifen zu gestatten. Darüber liegt ein Zuggarn an seiner Stange, am Ende
desselben sieht mau als Garubeschwerer (Senker) einen ziemlich großen weißen Stein
befestigt. Schließlich ist da ein Mensch mit der Pfeife zwischen den Zähnen, der zwei
ineinandergefügte trichterförmige Gruudelkörbe unter dem Arme hält.
Längs der Reißenden Körös, welche den Kleinen Särröt durchschneidet, folgen
sich flußaufwärts ungefähr in gleichen Abständen mehrere Ortschaften: das „brotreiche"
Okany, Zsadany, Ugra und das „verwöhnte" Harfany; wie schon die Beinamen zeigen,
wächst daselbst ein schwerer Weizen, der, wie man dort zu sagen pflegt, „viel abgibt", viel
Körner nämlich beim Treten. Bei Körösszeg-Apati liegt die Puszta Körmösd (im Mittel-
alter eine volkreiche Gemeinde), im ganzen Lande bekannt geworden durch die gräflich
Csakysche Zucht vou Raceriuderu.
Körösszeg wird von seinen jetzigen walachischen Bewohnern Keresszeg oder Keretszeg
genannt; übrigens sprechen in dieser Gegend mich die magyarischen Einwohner den Namen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch