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Rückseite entlang läuft eine erhöhte Terrasse, die einen Blick über den weiten Park
gewährt. Der Grnndriß des schmucken und bequem eingerichteten Schlosses ist -sörmig,
da der eine Flügel uicht ausgebaut ist. Gegen Osten und Norden von diesem liegt der
weitläufige Park, der zum Theil Weingarten ist.
Der Name „Geszt" verräth uns, daß der Ort irgend einmal mit Wald und Hain
bedeckt war (^eszit — Splint); jetzt ist er nicht banmreicher als die Gebiete der Nachbar-
gemeinden. Doch gehört zu Geszt der „finstere Forst von Radväny", der in Aranys
Ballade: „Das Bahrgericht" besungen ist. Mehr Busch und Wald, obgleich ebenfalls in
Rodung begriffen, weist die Gegend südöstlich von Szalonta auf, wo in früheren Zeiten
die berühmten Szalontaer Raeeschweine mit granröthlichen Borsten zu großen Herden
vereinigt der Eichelmast unterzogen wurden. Hier liegt das Dorf Ärpäd, dessen fleißige
magyarische Bevölkerung hölzerne Gabeln und Joche schnitzt, Artikel, die im ganzen
Comitat beliebt und gesucht sind. Das rohe Holz dazu wuchs ehedem in der Gemarkung
des Dorfes selbst, jetzt muß der Schnitzer von Ärpäd nach dem in weiter Ferne auf-
steigenden Gebirge, ja bis uach Belenyes wandern, um sich geeignetes Holz zu holeu.
Durch die üppigeu Äcker vou bachdurchströmten Rodungen, durch Wälder und
Haine steigen wir nieder in das Thal der Schwarzen Körös. Wir sind ihm schon uahe;
der augerostete Blechhelm eines hohen weißen Thurmes, der aus eiuem Weidengehölz
aufragt, kündet uns genau die Richtung des Wassers, aber zugleich auch die elementare
Gewalt desselben. Der vereinsamte Thurm ist gleichsam der Grabstein der großen
magyarischen resormirten Ortschaft Bel-Zerind, welche die verheerenden Fluten der
Körös vor kaum zehn Jahren gänzlich vom Erdboden hinweggefegt haben. Ihr nächster
Nachbarort ist Tamäsda an der Schwarzen Körös mit einem interessanten romanischen
Kirchthurm. Dieser mächtige Bau ist niemals verputzt gewesen, aber seine Ziegeln sind so
schön uud so farbenwirksam zusammengefügt, daß er wie bemalt aussieht. Die Stockwerke
siud durch zwei- bis dreifache Zahuschuittgesimse von eiuauder getrennt nnd sämmtlich
durch halbrund geschlossene Fensterpaare gegliedert. Die dreischissige Kirche schloß sich
gegen Osten an den Thurm, doch gähnt dort gegenwärtig eine dreizehn Meter lange Lücke
bis zur halbkreisförmigeil Apsis, die noch vorhanden, aber in einen Wagenschuppen
verwandelt ist.
Dort wo das Biharer Comitat mit einem Eckzipfel in das Bekefer Comitat
vorspringt, liegt das blühende Städtchen Sarkad, dessen Ziegel- nnd Schindeldächer ein
Zeichen des allgemeinen Wohlstandes sind. Die Rohrdächer sind außer Gebrauch gekommen,
theils weil ein großer Brand im Jahre 1866 als ernste Warnung diente, theils weil die
Rohrbestände, welche einst die Stadt umgaben, uachgerade ausgerottet sind und der Preis
des Rohres sehr gestiegen ist. Die Umgebung von Sarkad hat sich in neuerer Zeit völlig
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch