Page - 458 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9
Image of the Page - 458 -
Text of the Page - 458 -
458
In Pankota ist das Volk nur zum Theil magyarisch; zumeist besteht es aus
Rumänen oder aus Nachkommen dort angesiedelter Elsaß-Lothringer nnd Württemberger.
Von der ein halbes Jahrtausend alten Bnrg Pankota sind kaum mehr Ruinen
sichtbar, von der ehemaligen Erzdechantei aber hat man in neuerer Zeit die Grundmauern
wiedergefunden. Auch diese dem XV. Jahrhundert angehörige Kirche wurde iu der
Türkenzeit zerstört. Die Türkei? liebteu Pankota besonders wegen jener warmen Quelle,
welche damals am uordwestlicheu Abhang des der Stadt benachbarten Kopaszhegy
(— Kahlenberg) sprudelte. Als sie die Festuug aufgeben mußten, verschütteten sie aus
Rache die den ganzen Teich nährende Quelle und machten sie für lange Zeit unauffindbar.
Nach der Volkssage aber wären einst so viele Türken ins Bad gegangen, daß der Boden
desselben unter der großen Last einstürzte und seitdem mit Allein, was drum uud drau,
verschwunden blieb. Andere wollen wissen, er sei durch Hineingießen von anderthalb
Centnern Quecksilber verseukt worden. Kurz, die Quelle hat sich verkrochen, und doch wäre
sie mit geringen Opfern wieder anfznfinden und in ein ansehnliches Bad zu verwandeln.
Nordwestlich von Pankota liegt das Szöllöser Feld, wo am 13. August 1849
das Gros des ungarischen Heeres vor den Russen die Waffen streckte. Vilägos selbst, nach
dem diese Capitnlation benannt wird, weil das Docnment der Übergabe im Bvhus'schen
Schlosse zu Vilägos unterfertigt wurde, liegt 12 Kilometer weiter südlich; vou hier
aus siud nur die düsteren Trümmer seiner alten Bnrg zu sehen. Es war schon zur Zeit
Sigismnnds eiue königliche Bnrg und er schenkte es dem serbischen Fürsten Brankovies.
Einhundert und zehn Dörfer gehörten zu dieser Hauptveste des damaligen Zaränder
Comitats und die Grundherren dieser Herrschaft waren abwechselnd ein Huuyady,
Maröthy, Szilagyi, Bäthory u. f. f., Burghauptleute aber ein Guthi-Qrszäg, Läbathlan
und Andere. In dieser Burg ließ Köuig Matthias (1458) seinen feindlichen Oheim, deu
Gouverneur Michael Szilagyi gefangen setzen, mit dem er sich aber bald wieder versöhnte.
Am Abhang des Berges von Vilägos hat die Natur so viel Schöues und Gutes
aufgehäuft, daß der Mensch in der That sehr unbehilflich sein müßte, wenn er all das
brach liegen ließe. Die Wälder, Bergwerke und Weingärten stehen voran. In den üppigen
Forsten, welche die romantischen Gebirge der Südgegend bedecken, fröhnten schon die
Könige Karl Robert und Matthias der Waidmannslust, bis die Glocke der Abtei vou
Bules („der Bulcser Stier") erdröhute uud sie zur Heimkehr rief. Diese Eicheu- und
Buchenwälder sind Eigenthum des Staates, die nördlicheren gehören Privaten, welche
Alles anwenden, um ihre Waldbestäude so einträglich als möglich zu machen. Da arbeitet
die Industrie in Sägemühlen und Parkettenfabriken, da rodet die Axt des Taglöhners, nm
Brenn- uud Bauholz zu gewinnen. Die Gold- nnd Silberbergwerke sind verlassen, doch
ist die Förderung von Eisen und Mangan, sowie von Ban- und Decksteinen recht lohnend.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch