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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9
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570 meistens des Abends in Gegenwart der erwähnten zwei Zeugen, der Eltern und einiger Verwandten vor sich geht. Bräutigam und Braut reichen sich die Hände, wobei er ihr einen Thaler in die Hand drückt. Um das Bündniß zu befestigen, gießt man Wein auf die Hände der Verlobten und läßt ihn in einen Teller abrinnen. Davon trinken dann der Reihe nach die Verlobten, die Zeugen, die Eltern und die übrigen Anwesenden. Der Ehe- vertrag wird Tags darauf durch den „Notari" des Ortes schriftlich festgestellt. Es kommt selten vor, daß der Schwabe ohne einen geschriebenen Vertrag heiratet. Dann erst wird die Meldung beim Pfarrer gemacht behufs dreimaligen Aufgebots. Gewöhnlich ist das Mädchen Eine aus dem Dorfe; nicht oft kommt es vor, daß Einer ins Nachbardorf auf Brautschau geht. Die Ehe steht bei dem Deutschen hoch in Ehren, so daß er den Hochzeitstag sogar seinen „Ehrentag" nennt. Zur Hochzeit werdeu möglichst viele Gäste geladen. Die Einladungen erfolgen durch Hochzeitsbitter oder Beistände, die in Festtracht, mit Rosmarin- sträußen geschmückt erscheinen und folgenden Gruß sprechen: „I wünsch guten Obed! Der Herr Hochzeiter und Jungfer Braut lassen Ihnen guten Obed sage. Uf den künftigen Donnerstag zu erscheinen im Hochzihans, ans'm Hochzihaus in die Kerch, aus der Kerch wieder ins Hochzihaus und am Tanzeplatz; dort helfe verschmicke und verzehre, was Küch' und Keller vermag." Die Anzahl der Geladenen wird nicht angegeben, wohl aber mit Kreide an die Stubenthür geschrieben, wobei der Kniff angewandt wird, daß man nicht die Personen nennt, sondern hinschreibt, wie viel Löffel, wie viel Paar Messer und Gabeln die geladene Familie mitzubringen habe, was dann ebensoviele Personen bedeutet. Auch ein schwäbischer Brautzug in Südungarn bietet ein sehr stattliches Schauspiel. Manns- und Weibsleute erscheinen in ehrbarer Festtagskleidung, die Mädchen mit Blumen und Bändern in gemischten Farben geschmückt. An den Hüten der Burschen stecken Blumen- sträuße, von deueu rothe Bändchen flattern. Auch vor die Brust stecken sie sich Blumen. Die Brautführer tragen gleichfalls Blumensträuße und duftige Rosmarinbnschen an der Brust und in den Händen. Wenn der Pfarrer das junge Paar getraut hat, macht der ganze Brautzug die Ruude um den Hochaltar, auf dem die Braut eine Citrone, Pomeranze oder einen Apfel mit hineingestecktem Rosmarinstränßchen opfert. Dies ist ein Geschenk für den Geistlichen, der die Trauung vollzogen hat. Die Brautführer lassen dann die vollzogene Trauung im Pfarrhause einschreiben, worauf der Hochzeitszug sich wieder ordnet und in der erwähnten Reihenfolge nach dem Hause der Brauteltern zurückkehrt, — denn das Hochzeitsfest pflegt im Brauthause gefeiert zu werden. Sobald sie das Haus erreichen, stellen sich Bräutigam und Braut rechts und links an der Thür auf und nehmen unter Handschlag die Glückwünsche der zwischen ihnen hindurch eintretenden Eltern, Brautführer und Gäste entgegen. Von den Brautführern tritt einer hervor und begrüßt das nenvermälte Paar mit den Worten:
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Volume 9
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (2)
Volume
9
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1891
Language
German
License
PD
Size
15.56 x 21.98 cm
Pages
682
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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