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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9
Page - 574 -
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574 Wirthshause, wo die Mädchen des Dorfes bereits in großer Zahl versammelt sind. Sofort beginnt der Tanz und währt bis Mitternacht, wo der Richter energisch in das Getümmel hineinruft: „Feierobet!" (Feierabend). Am folgenden Sonntag Vormittag (hier und da schon Samstag Nachmittag) zieht das junge Volk unter Schreien, Lärmen und Schießen nach dem Gemeindehause, den Maibaum zu holen. Unter den Klängen der Musik wird er im Triumph auf die Mitte des Kirchenplatzes getragen und hier aufgestellt. An der Spitze des Maibaums hängen ein mit Band und Buschen geschmückter Männerhut, ein seidenes Tuch und eine Flasche Wein. Dies bildet den Ehrenpreis der Kirchweih. An den Fuß des Maibaums wird ein großes leeres Faß gerollt, das als Bühne dient. Sobald dies geschehen, zieht die Jugend mit Musik nach der Kirche, nm die Messe zu hören. Nach dem Gottesdienst begeben sie sich zum Mittagsmahl nach einem bestimmten Hause und von da nach des Krämers Laden, wo sie den Rosmarinstrauß mit Bändern von allen Farben aufputzen und sich für den großen Allszug ordnen. Es ist mittlerweile später Nachmittag geworden. Groß und Klein der Gemeinde umdrängt den Maibanm und harrt der Ereignisse. Endlich erschallt die Musik und die bunte Schar der jauchzenden jungen Leute setzt sich in Marsch nach dem Maibaum. Der ganze Kirchenplatz ist erfüllt von jungen Leuten und Zuschauern. Wenn der Zug den Mai- banm erreicht hat, verstummt plötzlich die Musik. Der Anführer der Jugend besteigt das Faß und beginnt nach dem Tacte der Trommelschläge mit weithinschallender Stimme den aus Rosmarin gebundenen Ehrenstrauß des Festes zu versteigern. Zuletzt verbleibt der Buschen dem Meistbietenden Burschen, der ihn der Dame seiner Wahl überreicht. Dies ist nun das glücklichste Paar im Dorfe, an ihm hängt das Auge der ganzen Gesellschaft, manches jugendliche Herz widmet ihm heimlich seinen ganzen Neid. Die Beiden aber kümmern sich jetzt um keinen Menschen, sondern nmtanzen dreimal den breiten runden Raum, in dem der Maibaum steht und der zum Tanzplatze bestimmt ist. Niemand darf mittanzen; sie ganz allein haben dieses Recht erworben und werden nun die ganzen drei Tage hindurch die Hauptrollen des Festes spielen. Und weil sie an allen drei Tagen den Festtanz beginnen werden, heißt man sie die Vortänzer. Nach den Vortänzern über- nimmt den Rosmarilistrauß jener Bursche, der als Erster in die Festgesellschaft der Burschen eingetreten ist; er darf jedoch nicht mehr tanzen, sondern läuft nur ganz allein mit dem Buschen um den Tanzplatz herum, währeud die übrigen nunmehr, sämmtlich paarweise, zum Tanz antreten und diesen bis zur Dämmerung fortsetzen. Alsdann durchstreifen sie, von Musik begleitet, die Gassen nach allen Richtungen und statten der Obrigkeit den Dank ab für ihre Theilnahme an der Lustbarkeit. Jede obrigkeitliche Person schenkt dem Mädchen, das den Rosmarinstrauß gewonnen hat, ein bis zwei Gulden. Die Eltern desselben aber
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Volume 9
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (2)
Volume
9
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1891
Language
German
License
PD
Size
15.56 x 21.98 cm
Pages
682
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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