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Längs der Donau und den Kanälen wird er auf uicht weniger als 16.000 Katastraljoch
gebant und gelangt unter dem Namen „Apatiner Hanf" zu Tausenden von Ballen auf die
in- und ausländischen Märkte.
Diese Zahlen kennzeichnen am schlagendsten die Fruchtbarkeit des Bodens, sowie die
Art der Bewirthschaftung. Sandig ist in der Bäcska blos das Dreieck zwischen Baja,
Jankoväcz nnd Maria-Theresiopel; weiter unten mischt sich dieser Sand immer mehr mit
jenem gelben mergeligen, lockeren Thone, dem Löß, der als quaternäre Süßwasserbildung
die oberste Bodenschichte der Telecska ausmacht. Die Gegend der Donau- und der Theiß-
ufer, sowie der Bodeu der ganzen südlichen Bäcska sind schon neueres Diluvialgebilde,
dessen obere Humusschichte wegeu ihres Inhaltes an Zersetzungsprodneten in der Regel
schwarz ist.
Diese Schichte, in anderen, nördlichen Gegenden kaum 1 Meter stark, zeigt sich hier
bis zu 3 und 4 Meter tief und ist von beinahe unerschöpflicher Fruchtbarkeit. In früheren
Zeiten glaubte mau, dieser fette Boden bedürfe gar keiner künstlichen Verbesserung und es
genügte schou, weuu man ihn nur an der Oberfläche ein wenig anschürfe. Jetzt aber sind,
vom Großgrundbesitz zn schweigen, selbst die Kleingrundbesitzer schon so weit, daß sie zur
Schonung der lebendigen Kraft Maschinen verwenden und den Boden, der nicht nur längs
der Theiß, sondern auch im sandigen Norden jede Handvoll Getreide mit Gold lohnt,
einsichtsvoll bebauen, tief aufpflügen und düngen. Nur die fodahaltigeu, vom Wasser heim-
gesuchten Striche längs der Donau siud als weniger ergiebig zu bezeichnen. Demgemäß
bewegt sich der Werth des Joches zwischen 300 und 800, ja 1000 Gulden.
Übrigens zieht die Bevölkerung der Bäcska, außer dem Ertrage des Bodens, noch
einen bedeutenden Gewinn aus ihren verschiedenen Hausindustrien, welche bei der
Schilderung der einzelnen Gegenden besprochen werden sollen, und im letzten Jahrzehnt
aus der Seideuproductiou. Diese war auch früher, in der ersten Hälfte des Jahr-
hunderts, bemerkenswerth, ging jedoch später dermaßen zurück, daß sie im Jahre 1880
uur noch 76 Familien beschäftigte. Diese Zahl wuchs bis 1889 auf nahe an 18.000 und
es bestanden schon an zwölf Orten Coconeinlösungsstellen. Am stärksten ist die Produktion
in der Gegend der unteren Donau. Die Bevölkerung der ganzen Bäcska hat zuletzt schon
nahe an 300.000 Kilogramm Cocons (ein Drittel der Gesammtprodnction Ungarns)
geliefert, wofür sie ebensoviele Gulden einnahm. Seit neun Jahren hat ihr dieser Erwerbs-
zweig allein über eine Million Gulden abgeworfen. Die Fruchtbarkeit des Bodens nnd die
Mannigfaltigkeit des Verdienstes waren auch auf die Zunahme der Bevölkerung, so wie
auf die Verfeinerung der Sitten von günstigstem Einfluß.
Nach dem Abschlüsse der großen Colonisirnngen, im Jahre 1787, zählte die Bäcska
184.000 Einwohner. Nach nicht ganz hundert Jahren, 1880, waren es bereits 638.000,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch