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heute sind es über 700.000. In dieser Volksmenge sind fast alle Nationalitäten, Sprachen
und Bekenntnisse Ungarns vertreten. Am zahlreichsten sind die Magyaren, welche meist der
römisch-katholischen Consession angehören. Nach den Daten von 1880 gab es im ganzen
Comitate 234.000 Einwohner mit magyarischer und 162.000 mit deutscher Muttersprache,
ferner 121.000 griechisch-orientalische Serben, 55.000 Bnnyeväczen und Schokatzen,
24.000 Slovakeu und 8.500 griechisch-katholische Rnthenen. Römisch-katholisch waren
407.000, protestantisch 81.000,Jsraeliten 17.000. Andere Consessionen und Nationalitäten
kommen nur in unbedeutender Zahl vor.
Die raceuweise Grnppirnng dieser mannigfaltigen Bevölkerung ist nur wenig
ausgesprochen. Im Allgemeinen kann man sagen, daß die Magyaren meistens in der
nördlichen und mittleren Bäeska und längs der Theiß, die Bnnyeväczen in der Umgebung
von Maria-Theresiopel, Zombor und Baja, die Schokatzen längs der oberen Donau, die
Deutschen im Viereck zwischen Donau, Franzenskanal und Semliuer Eisenbahn, die Serben
um Zombor her und im alten Tschaikistendistriet, wenn auch nicht ungemischt, doch am
dichtesten beisammenwohnen. Anderssprachige Gemeinden sind überall eingekeilt, so daß
in mancher Gegend jedes Dorf eine andere Sprache und Consession hat.
Aber trotz dieser Verschiedenheit vertragen sich die Nationalitäten gut und leben
friedlich mit einander, eine umso beachteuswerthere Thatsache, als die Einwanderer aus
den ungleichartigsten Elementen von verschiedenster Herkunft bestanden und sich nicht leicht
an einander gewöhnt haben. Da gab es ganz deutsche Dörfer, deren Einwohner so vielerlei
Dialecte sprachen, daß sie einander gar nicht verstanden. Noch schwerer kam die Berührung
zu Stande, wo mehrere Sprachen gesprochen wurden. Bei der zweiten oder dritten
Generation jedoch waren diese Hindernisse schon geschwunden und jetzt verständigen sich
die Leute schon so ziemlich alle mit einander, im Nothfalle mit Hilfe des Serbischen. Es ist
nämlich für die Bäeska charakteristisch, daß Magyaren und Deutsche, wenn sie mit einander
verkehren, weder magyarisch, noch deutsch, sondern serbisch sprechen. Die Serben sondern
sich auch in ihren Sitten am meisten ab; nnr in den Städten und Theißgemeinden sprechen
sie magyarisch, anderwärts lernen sie kaum irgend eine andere Sprache, während zugleich
die Verschiedenheit der Religion sie verhindert, sich mit anderen Nationalitäten zu
verschmelzen. Bei den übrigen ist es die gewöhnliche Erscheinung, daß eine starke Mehrheit
die Minderheit verschlingt. So haben die Deutschen von Fntak und Priglevicza-Szeutiväu
die Elsasser Franzosen aufgesogen; die nach Kupusziua, Topolya und Temerin gelangten
Slovaken, sowie die in Bezdän und Doroszlö angesiedelten Deutschen sind jetzt magyarisirt,
dagegen die nach Petroväez, Keresztur und Szönta gelangten Magyaren zu Schokatzen
geworden. — Wenn man bedenkt, daß die Vorfahren dieser Bevölkerung als vaterlandlose
Jrrfahrer oder als arme Teufel, die eine bessere Heimat suchen wollten, sich aus so
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch