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Noch deutlicher sieht man die Fortschritte, welche die Bäcska während der letzten
Jahrzehnte auf allen Gebieten gemacht hat, wenn man ihre Städte nnd bedeutenderen Ort-
schaften in Augenschein nimmt.
In der nordwestlichen Ecke des Comitats, an dem der Donan zugewandten sandigeu
AbHange der Teleeska, erhebt sich die altberühmte Stadt Baja, die schon vor der Nieder-
lage bei Mohäcs ein ansehnlicher Ort war. Während der Türkenherrschaft ging sie fast
gänzlich zu Grunde, nach der Befreiung des Landes aber war sie die erste Stadt im
ueueu Bacser Comitate, die sich bevölkerte und organisirte. Im Jahre 1696 erivirbt sie
von König Leopold Freibrief und Siegel (Adam und Eva unter dem Apfelbaum des
Paradieses), die verschiedenen Zünfte bilden sich (laut der ersten Comitatscouscriptiou
besaß es zu jener Zeit schon 199 gewerbliche Werkstätten), am Donau-User aber entstehen
ganze Niederlassungen von Fischern, Schiffern uud Müllern, wie Pandnr, Szent-Jänos,
Szent-Jstvau, Kis-Bnda uud andere. Das Werk der Organisation wird jedoch durch
mancherlei Schicksalsschläge gehindert. Im Jahre 1708 wird die Stadt durch die Kurutzeu
Raköczys zerstört, 1739 die Bevölkerung durch eine böse Pestilenz decimirt und von Zeit
zn Zeit treten gewaltige Elementarschäden ein. Die letzteren, namentlich die große Über-
schwemmung von 1751, welche die Ansiedler des Donau-Users zwang, in die Stadt zn
übersiedeln, und die Feuersbrunst des Jahres 1840 haben Baja seine jetzige Gestalt
gegeben. Sein inneres Leben war durch gutsherrliche Verträge geregelt und der Zwang
der Verhältnisse lenkte die Lebensweise der Bevölkerung gerade in eine Richtung, auf die
sie schou durch die günstige Lage der Stadt von vorneherein angewiesen war.
In der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts gab es längs der Donau von Pest bis
Neusatz keinen größeren Handels- und Judustrieplatz als Baja. Der untere Theil des
Pester Comitats und die obere Bäcska brachten ihr Getreide nebst anderen Prodneten,
das Jusellaud sein Holz, Tolna und Baranya ihren Wein auf diesen Markt, von wo dann
das alles zu Schiffe und zu Wageu in den Verkehr nach Pest, Raab, Wien, nach Knmanien,
Tvrontäl u. s. w. gelangte. Im Frühjahr und Herbst lagen auf der Donan und ihrem sich
um die Stadt herlegeudeu Arme, der Sugovicza, ganze Flotillen von Schiffen, während
das Lastfuhrwerk jahraus jahrein Getreide und andere Waaren von dannen führte. Die
vielen Speicher und Einkehrwirthshäuser, die man noch jetzt in den breiten Straßen sieht,
stammen alle aus dieser Zeit. Die Zahl der Meister verschiedener Handwerkszweige betrug
im Jahre 1840 weit über 1.000, und zu Hunderten zählten die Fuhrleute und Schiffszieher.
Die 15.000 Einwohner, welche die Stadt damals hatte, waren lauter städtische
Elemente, deren Bildung sich auch in den socialen Schöpfungen frühzeitig äußerte. Im
Jahre 1790 wurde das Spital gegründet, 1802 die Bürgerwehr, 1822 der erste Lese-
verein, 1837 der Frauenverein; 1815 wurde das Gymnasium, 1826 die erste Kaserne,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch