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nicht einmal, denn der Szabadkaer findet stets einen Anlaß zum „Zntnink", nnd diesen
nicht anzunehmen oder nicht zu erwiedern, wäre keine geringere Beleidigung, als den Gruß
mit dem Hute uuerwiedert zu lassen. Bei deu Gastereieu von sprichwörtlich gewordener
Herzlichkeit ist es der größte Genuß des Hauswirthes, seinen Gast „anzufüllen", das heißt
gründlich einzuweichen, damit er es nie vergesse, daß er in Szabadka gewesen. An Gasten
aber fehlt es nie uud uimmer, ja es vergeht kaum eiu Mouat, ohne daß auch eiu paar
Ausländer erschienen, besonders zur Zeit der Pferdemärkte. Die Pferdemärkte von Maria-
Therefiopel sind mit Recht in ganz Europa berühmt geworden; der Zutrieb beläuft sich
jährlich auf 60.000 bis 70.000 Pferde uud uuter deu Käufern sind nicht nur die naheu
Balkauläuder, sondern auch Deutschland und Böhmeu, ja Italien und Spanien vertreten.
Pferdezucht uud Viehzucht überhaupt bildeten lange Zeit die Hauptbeschäftigung und
stärkste Einnahmequelle der Bevölkerung, das Produet derselben war eben an Ort uud
Stelle verkäuflich und auch leichter zu Markt zu bringen als die Körnerfrucht. Darum gab
es wenig Äcker und massenhafte Viehweide. Jetzt aber sind von der ungeheuren Gemarkung
(166.077 Katastraljoch) schou über 110.000 Joch aufgeackert, davou liegt ein Drittel
brach, ein Drittel ist mit Weizen bebaut, etwa 20.000 Joch mit Hafer, das Übrige mit
Mais uud audereu Produkten. Aber mich Weidegrnnd ist noch reichlich vorhanden, über
30.000 Joch, dazu gegen 10.000 Joch Wald, uud zwar im nördlichen, sandigen Theile
des Gebiets auf der Tompaer Puszta.
Uud uicht nur die Einwohner sind reich, auch die Stadt selbst ist es, denn sie besitzt
in ihrer Gemarkung 44.000 Joch (davon 26.000 Joch Hntweide) und als Grundherrin von
Bajmok uud Csautaver auch iu den Gemarkuugeu dieser Gemeinden 10.000 Joch; Alles
zusammen hat einen Werth von 4'/z Millionen Gnlden nnd sie bezahlt davon etwa
45.000 Guldeu Grundsteuer. Die Einnahmen der Stadt belaufeil sich in verschiedenen
Jahren auf 700.000 bis 800.000 Gulden, wovon sie auf Schulen und ähnliche Zwecke
allein 150.000 Gulden verwendet. Denn wohl zu merken, sie erhält ein besuchtes Ober-
gymnasium, eine bürgerliche Mädchenschule, eine bürgerliche Gewerbeschule uud zahlreiche
Elementarschnlen nicht nur in der Stadt, sondern auch auf den Szalläfeu.
Auch der Badeort Palics, östlich der Stadt, mit der Eisenbahn ungefähr eine
Viertelstunde weit, ist städtisches Eigenthum. Der See ist sechs Quadratkilometer groß uud,
wie die Überlieferung des Volkes lautet, im vorigen Jahrhundert dadurch eutstaudeu, daß
Hirteu Brunnen gruben, aus denen das Wasser emporquoll. Die Heilkraft derselben wurde
aber erst in den Vierziger-Jahren entdeckt, worauf man in den nächsten Jahrzehnten den
Wald parkirte und ringsum Badehäuser, Gasthöfe uud schöne Villen baute, so daß Palics
jetzt zu deu augeuehmsten Badeorten gehört. Der Boden ist sandig, die Luft jedoch reiu
nnd vom Dufte der umliegeudeu Gärten uud Weinberge gewürzt. Das Wasser ist kohlen-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch