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Vor dein Coinitatshause und auf dem Rathhansplatze finde» die Wochenmärkte statt.
Gewerbsleute hatte Zombor immer wenig uud auch jetzt gibt es deren nur 600; desto
mehr Leben hat, namentlich in den letzten Jahrzehnten, auf dem Getreidemarkte geherrscht.
Auf jede« Wochenmarkt wurdeu 8.000 bis 10.000 Centner Waare hereingebracht und
es gab förmliche Dynasten des Productenhandels. Durch die Anlage der Alföld-Finmauer
Eisenbahn ist indessen der Verkehr getheilt, also hier verringert worden.
Auffallend ist es aber, daß bei so zahlreicher Intelligenz der Hauptort des Comitates
weder eiu für bessere Gäste eingerichtetes Hotel, noch ein Kaffeehaus besitzt. Die Leute
vou den Szälläsen und aus dem Comitate nehmen, wenn sie einmal über Nacht in der
Stadt bleiben, mit den kleineren Gasthäusern vorlieb; die Bewohner der Stadt aber
können ein Kaffeehaus füglich entbehren, da sie einen serbischen und drei ungarische Lese-
vereine haben, in denen Leute jeden Ranges sowohl passende Gesellschaft, als auch die
Zeituugeu finden. Die städtische Bibliothek, 1858 gegründet und etwa 20.000 Bände
stark, ist die hervorragendste des Comitates. Auch besitzt Zombor eine serbische Lehrer-
bildungsanstalt uud eine Handelsmittelschnle. Zn erwähnen sind ferner das Schlacht-
hans, die große Kaserne der gemeinsamen Armee, hinter dem Rathhause der artesische
Bruuueu, der neue Volksgarteu uud ein hübscher städtischer Park, nebst einträglicher
Obstbaumschule.
Von Zombor gelangt man, die Gärtnergemeinde Knpnszina seitwärts liegen
lassend, auf prächtiger Chaussee uach Bezdäu, dessen magyarische Bevölkerung (jetzt
etwa 8.000), zu Zeiten dermaßen anwächst, daß sie ganze Schwärme nach dem benach-
barten Baranyaer Comitate nnd nach Syrmien entsendet. Es sind stark gebante, schön
gewachsene Lente, deren Söhne die strammsten Burschen des Bäeskaer Hnsarenregiments
sind. Männer und Weiber sind gleich arbeitsam und ausdauernd. Sie bebauen das Feld
(besonders viel Hans) und arbeiten als Fuhrleute, im Winter schneiden sie Rohr und fällen
Holz, oder schaffen als „Knbikos" (Erdarbeiter) an den Dämmen. Besonderen Schick
zeigen sie als Radmacher und Korbflechter. Ferner betreiben sie gerne die Wassergewerbe,
wozu das reichlich vorhandene Wasser Gelegenheit genug bietet; ist dvch die große Douau
nur eine Viertelstunde weit entfernt und uimmt hier den Franzens-Kanal und dessen von
Baja kommenden Arm, die Baracskaer kleine Donau auf. An der großen Donan hat die
Stadt eine Dampfschiffstation und mit dem am jenseitigen Ufer liegenden Kis-Köszeg
verkehrt sie durch eiue Fähre.
Von Bezdän aufwärts fast bis Baja uud abwärts bis Novoszello ist das Userlaud
der Douau ziemlich einförmig. Hier wohnen, besonders in den Gemeinden Szönta,
Monostorszeg und Vajszka, die mit den Bnnyeväezen verwandten Schokatzen am
zahlreichsten, ethnographisch hochinteressante, aber meistens arme Leute.
Ungarn II. Aö
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch