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Unterhalb Földvars, an einer starken Krümmung der Theiß, liegt Esnrog, die
größte Gemeinde des Bezirks, mit nahe an 7.000 Einwohnern. Von hier bis hinab zn der
Titeler Hochebene dehnt sich ein ungeheures Wieseulaud aus. Diese Hochebene stellt sich am
Zusammenflüsse der Donau und Theiß als eine Bodenerhebung von etwa 30 Meter»
dar, die bei hohem Wasserstaude vou deu Fluteu der beiden großen Ströme eiuer Insel
gleich umschlossen ist. Ihr Rücken bildet eine fruchtbare Fläche, iu die sich vier au ihren
Abhang gelehnte Ortschaften theilen: im Norden Mosorin, im Westen Vilova und Lok,
im Sude» Titel ; gegeu Osteu ist ihr Fuß schou vou der Theiß bespült. Die drei erste»
Gemeinden si»d unbedeutend, Titel dagegen spielt schou zur Arpädenzeit eiue Rolle; es
besaß eine berühmte Propstei und ein Augustinerkloster, das zur Zeit der Huuyadis
burgmäßig befestigt wurde, seine Rniuen sind anf der Südspitze der Hochebene, uebeu dem
Calvarieuberge, uoch jetzt zu sehen. Die Stadt ist anf dem Abhauge gegeu die Theiß hin
erbaut. Im Tschaikisten-Districte war sie der Sitz des Districtscommaudos und anderer
ärarischer Ämter, dereu starke, altväterische Gebäude uoch jetzt bestehen und bequeme Räum-
lichkeiten für Stuhlrichteramt, Bezirksgericht und Schulen abgeben. Mit dem Toroutäler
Comitate ist Titel durch eiue verkehrsreiche Schiffbrücke verbundeu. Hier fließt die Bega
in die Theiß »nd mit dieser eiue halbe Stuude weiter uuteu in die Donau. Der Verkehr
auf deu drei Flüsse« setzt die Ackerbau und Handel treibenden Bewohner Titels (über 4.000)
in deu Stand, auch abseits der Eisenbahn einem lebhaften Handel obzuliegen.
Westlich vou Titel liegen an der Donau Gardiuovcze und die zusammengebauten,
aber administrativ getrennten Gemeinden Also- und Fclsö-Kovil. Bemerkenswerther
als all dies ist das am Ende von Alfö-Kovil gelegene uralte serbische Kloster mit
seiner Kirche, nach der Geschichtsüberlieferung der Serben dnrch ihren ersten Erzbischos,
den heiligen Sava, gegründet zum Andenken an die Aussöhnung, die er um 1208 au dieser
Stelle zwischen seinen streitende« Brüdern: dem Ober-Zsupau (späteren ersten König von
Serbien) Stesan und dem Parteigänger Vnkan, sowie dem Magyarenkönig Andreas, der
als Prinz Vnkans Beschützer war, zustande gebracht. Kloster und Kirche giugeu im Laufe
der Zeit mehrmals zu Grunde; die jetzige schöne, aus Haustein gebaute Kirche ist auf deu
Trümmern der alte» erbaut. In ihrem Seiteuschiffe ruht, nach der Inschrift einer Marmor-
platte, der erste Commaudant des Tschaikisteudistricts, Obrist Theodor Stauisavljevic
(gestorben 1782).
Neben dem Kloster dehut sich ei« schöner Eichenwald aus, dabei ein wohlver-
waltetes Landgut, dessen Einkünfte die dort wohnenden fünf Mönche (Kalnger) nnd die
sechs bis acht Alumnen genießen. Oberer dieses Klosters war zu Eude des vorigen Jahr-
hunderts der erste serbische Geschichtsschreiber, Johauu Raic (gestorben 1801), und hier
hat auch der jetzige serbische Patriarch Georg Braukovic seine Mönchszeit verbracht.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch