Page - 621 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9

621 27.688 Joch; der Grundbesitz außerhalb befindet sich, gleich dem Handel innerhalb, größteu- theils in deu Händen der Serben; das Deutschthum liefert, außer dem Handelsstaude, hauptsächlich industrielles Element; die anderen Nationalitäten sind ärmer und leben, außer der Laudwirthschast, meisteutheils vom Taglohn uud Fuhrlohn. Auch die führende Rolle in dem gesellschaftlichen Leben hatten lange Zeit die Serben und Deutschen inue. Die Serben errichteten große Stiftungen zu literarischen und culturelleu Zwecken. So kam im Jahre 1818 das Obergymnasium zustande, deßgleichen in neuerer Zeit die Bürgerschule für Mädchen und 1861 das serbische Natioualtheater. Feruer befindet sich dort seit 1864 die im Jahre 1826 gegründete literarische Gesellschaft .Uatiea srbska". All dies hat Neusatz, das auch Sitz des serbischen Bisthums von Baes ist, zum wahren geistigen Mittelpunkte der Serben Ungarns gemacht. Die ,klkltiea« besitzt eiue 10.000 Bände starke Bibliothek und eine auf vornehmem Niveau gehaltene Zeitschrift s„1.etopis"). Außerdem erscheinen in der Stadt vier politische Zeitungen uud drei Fachblätter in serbischer Sprache, neben denen nur eiue magyarische und eine deutsche Zeitnng besteht. Diese literarischen Unternehmungen beschäftigen zufammeu fünf Druckereien. In den letzten Jahrzehnten hat indeß die Stadt durch die staatlichen Schulen uud Ämter eine zahlreiche magyarische Intelligenz erhalten und seitdem eiueu großeu Umschwung zu Gunsten des magyarische» Wesens erfahren, das jetzt auf allen Gebiete» maßgebend ist, ohne darum die Culturbestrebungen der andere» Nationalitäten zu hiuderu. Zur Belebung der Geselligkeit bestehen zwei Casiuos uud drei Gesangvereine, auf dem Gebiete der Wohlthätigkeit wirke« drei Frauenvereine. Westlich von Neusatz liegen an der Donau 6- uud Uj-Futak, zusammen mit etwa l).000 serbischen und deutschen Einwohner«. Die Letzteren wurden durch deu heldeumüthigeu Feldmarschall Andreas Hadik im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts, als er die Herrschast erhielt, dahin verpflanzt. Außerdem gab es uuter ihueu auch elsässische Franzosen, deren Abstammnng aber jetzt, außer den Vermerken in den Matrikelbücheru, nur noch durch ihre Nameu (Maisvn, Chausse, Cauttaliou n. s. w.) und durch die vou ihueu bewohnte „Franzosengasse" (kVanena-ule?») bezeugt wird, denn sie sind vollständig germauisirt. Futak bestand schon uuter den Ärpädeu. Im Jahre 1456 wurde hier der Reichstag abgehalten, 1716 und 1788 war es der Sammelplatz der iu den Türkenkrieg zieheudeu kaiserlichen Truppen. Die 15.000 Joch große Herrschaft, eiue der schöusteu Musterwirthschasteu, ist gegenwärtig im Besitze von Hadiks Nachkommen mütterlicher Seite, den Grafen Chotek. Außer den gewöhnlichen Produeteu der Landwirtschaft ist ihr Reis-, Hanf- und Hopfenbau bemerkeuswerth. Auf der Puszta Uj-major hat sie eine einträgliche Schweizerei, iu Jrmova eiu schönes englisches Vollblutgestüt, iu Alpär eine vorzügliche Rinderherde ungarischer Raee.