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An der Grenze der Herrschaft liegen im Kreise: Piros, Kiszäcs, O-Ker,
Petroväez, Knlpin (ehemals Äölpön), Bnlkesz, Glozsän, Begees: Gemeinden mit
gemischter Bevölkerung von je 2.000 bis 3.000 Köpfen. Nur Petrovacz am Franz Jofefs-
Kanal hat 8.000 Einwohner, und zwar fleißige Slovakeu, die sich nicht nur bei der Feld-
arbeit, sondern auch gern beim Webstuhle auszeichne». Sie weben solche Massen von
grober, aber außerordentlich haltbarer Sack- und Militärleinwand, daß sie dafür jährlich
20.000 bis 25.000 Gulden einnehmen. Feiner sind die zu Tischtüchern und Uuterkleideru
beuützteu, an den Rändern mit Bordüren nach Art der Häkelarbeit versehenen Gewebe,
welche durch die Ruthenium» verfertigt werdeu. Diese wohueu weiter obeu am Kanals
in Keresztur uud dem nahe bei Verbasz gelegenen Knczura.
Oberhalb Fntaks liegt an der Donau das dreifache A-, Nemet- uud Uj-Paläuka,
zufammeu mit ungefähr 12.000 Einwohnern, admiuistrativ jedoch getrennt. Das schönste der
drei ist Nemet-Palänka, mit Stuhlrichteramt, Bezirksgericht, Notariat und anderen Ämtern.
Am Ende von O-Fntak ist die auf künstliche Wässerung eingerichtete Hanffabrik, welche
jährlich 10.000 Meterceutuer Häuf verarbeitet. Eiue Dampffähre vermittelt den Verkehr
mit dem gegenüberliegende» Ujlak (kroatisch Jllok), vv» wo die Prodnete des inneren
Syrmieus hierher auf den Markt gelangen.
Einige Stuuden oberhalb von Palänka liegt Bäes, vor der Niederlage bei Mohäcs
der bedeutendste Platz in der ganzen Bäcska. Schon im ersten Jahrhunderte des ungarischen
Königthums war es erzbischöflicher Sitz, zu Ende des XV. Jahrhunderts königliche
Freistadt, und zwar eine sv große, daß nach der Volksüberlieferung das eine halbe Stunde
weiter gelegene Tvvarifova eine Vorstadt von Bäcs war; anch soll es keine Art von Waare
gegeben haben, die in irgend einem der 300 Läden der Stadt nicht zu finden gewesen.
Noch wichtiger war die durch Karl Robert erbaute Burgveste, bereu Architektur eiust,
uach der jetzigen, in ziemlich gutem Zustande befindlichen Ruine zu urtheilen, eine sehr
schöne gewesen sein muß. Erbaut wurde sie durch Karl Robert, und zwar zu militärischen
Zwecken, wie er dem Papste (denn Bäcs war erzbischöflicher Besitz) zu seiuer Recht-
fertigung schreibt: damit der ketzerische Serbenkönig nicht in Versnchnng gerathe, diese
Südgegend anzugreifen. Unter den acht Thürmen der Burg war der nach französischem
Muster gebaute Doujou von sechs Stockwerke» der höchste; im Erdgeschoß hatte dieser
keine» Eingaug, vielmehr gelangte man nur vou der Ringmauer aus iu seinen vierten
Stock, so daß der Commandant sich darin gegen Besatzung und Feiud vollkommen
abschließen kouute. Ferner waren ein großer Rittersaal und eine reiche Kapelle vorhanden.
Eine hohe Mauer umgab die Burg, welche mit der Stadt gemeinsam noch durch eiue»
Wall u»d die Moszto»ga umschlossen war. Diesen Bach hatte Erzbischof Peter Värday
am Ende des XV. Jahrhunderts dergestalt regulirt, daß mau am Fuße der Mauern das
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (2), Volume 9
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (2)
- Volume
- 9
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.56 x 21.98 cm
- Pages
- 682
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch