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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (2), Volume 9
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554 Eine Woche nach Ostermontag findet auf dem Gottesacker das Verbrüd ernngs- fest (ckruöiöulo) statt. An diesem Tage nämlich pflegen die Serben den Grabhügel zu schichten. Aus diesem Anlaß versammeln sich daselbst die juugeu Männer uud Frauen und slechteu Kränze. Diejenigen, die sich zu einander hingezogen fühlen, flechten einen Kranz, umschlingen sich damit unter Küssen und schwören sich Bruderschaft (polirutimstvo, pvsestrimstvo). Mit der Religion hat dies zwar nichts zu thun, es geschieht aber doch in Gottes und des heiligen Johannes Namen. Zum Bruder wählt mau denjenigen, von dem man geträumt oder dessen Beistand man verlangt hat. Solche angenommene Geschwister nennen sich Wahlgeschwister (pobralim, posestilmu). Die Verbrüderung kann nnter Männern wie unter Frauen geschehen, ja man kann sich auch eiueu Vater (povt-iin) oder eine Mutter wählen. Solche Verbrüderte haben die Pflicht, einander in Allem beizustehen, doch kann das Band nach einem Jahre gelöst werden, worans man einen neuen Bund schließen kann. Übrigens ist eiu solcher Bruderbund heilig, und wenn ein Serbe bei seinem Bundesbruder schwört, ist au ihm nicht mehr zu zweifeln. Pfingsten (ciukovi) ist das Fest der sogeuauuteu Königinnen (krahiee). Da gehen zehn bis fünfzehn schmuck gekleidete, blumenbesteckte und säbeltragende Mädchen von Haus zu Hans. Die Schönste ist die Königin, sie trägt einen Blumenkranz und einen langen weißen Schleier. Der König hat auf dem Kopfe eine blumengeschmückte Mütze und ein Schwert in der Hand. Auch ein Fahnenträger mit weißer oder rother Fahue ist vorhanden uud eine Hofdame folgt der Königin. Vor ein Haus gelaugt, stimmen sie ein Lied an, worin sie die Hanslente auffordern, für die Königin einen Schemel heraus- zubringen. Ans diesem nimmt die Königin Platz, hinter ihr steht die Hofdame und die übrigen bilden einen Kreis um sie her. Jedes Mädchen umgürtet sich mit einem Tüchlein, das ihre beiden Nachbarinnen fassen, um dann nach rechts oder links im Kreise herumzn- trippeln, je nachdem es der kolovoclja (Reigenführer) angibt. Der König uud der Fahnen- träger fassen nicht mit an, sondern der König tanzt links vom Kolo nach rückwärts, ohne die Vortänzerin aus den Augen zu lassen, und sührt dabei mit seinem Schwerte Lufthiebe; ebeufo tanzt der Fahnenträger rechts außerhalb des Kolo, die Augeu auf die letzte Tänzerin geheftet und mit der Fahne die Luft durchschneidend. Nach kurzer Zeit machen beide auf ihreu Plätzen eine Umdrehung, laufen rund um den ganzen Kolo und kehren wieder ans ihre Posteu zurück. Beim Aufbruch der kinhiee wird das Lied gesungen: „König, prächt'qer König! Königin und Banin! Stehet auf und schreitet Nun von Hos zu Hose, Bis zum Tisch des Zaren, Wo der Zar den Wein trinkt Und die Zarin einschenkt Ihm ans güldnem Kruge."
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (2), Volume 9
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Ungarn (2)
Volume
9
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1891
Language
German
License
PD
Size
15.56 x 21.98 cm
Pages
682
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
Kronprinzenwerk deutsch
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