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Man sieht von dort das Meer, die Flüsse Wippach und Jsouzo, den Monte Santo über
Görz, alles ist grau und blau vom Hochgebirge und das Meer leuchtet. Die Fortsetzung
dieses Weges in der Richtung gegen Dnino oder Nabresina hin gehört zu den lehrreichsten
Ausflüge» im Küstenlande. Die Hochfläche erstreckt sich von Lokvica über Hndilo (die
„schlimme An") bis Sella. Dort bricht die breite Bodenwelle jäh ab. Dieser Absturz, an
dem man 160 Meter tief hinabsteigen muß, war vermuthlich das nördliche Steilufer eines
alten Flußthales. Unter der Erde sind da überall Höhlen. Wenige derselben sind erforscht.
Wässer haben in der Diluvialzeit sich allenthalben Räume ausgeuagt. Dafür aber ist das
Wasser aus dem breiten Thale von Brestovica verschwunden. Eines Blickes nur bedarf
es, um zu ersehen, daß hier ein Fluß am Räude der Berge durch die breite Riuue dahin-
floß, jetzt noch erkennbar am Doberdösee und am unterirdische» Gegluckse der Wässer vou
Jamle. Bald je»seits Brestovica gelaugt man in eiu fruchtreicheres Gelände. Hier tritt
asphaltartiger dunkler Schiefer zutage, reich an Fischüberresten. Pfirsiche, Feigen,
Grauateu deuten aus die uahe Meeresküste. Schon bewegt sich häufig au deu Maueru
hin die blaßgrüne Mantis-Heuschrecke, das „wandelnde Blatt" und große Eidechsen sonnen
sich. Hier uud da steht einsam eine Pinie vor dem tiefblauen Gesichtskreis.
Zu dem Hügellande, insoserne es aus Kreidekalk zusammengesetzt ist, rechnen
wir auch die Gegend von Nabresina und der eben beschriebenen Hochfläche ab südöstlich
bis an die Grenzen von Krain und Jstrien. Hier offenbart sich die Natnr des Karstes,
das heißt desjenigen Theiles desselben, welchen man, im Gegensatz zu deu höher gelegeneu
Theilen des Krainer Karstes, den warmen Karst nennen kann. Hierher reicht noch in
häufigen Vorposten die Flora des Mittelmeerbeckens. Mahaleb-Kirschen, Zerreichen,
Lorvnilla, kmorus beschatten den Boden, zwischen dessen Geklipp viele jener leder-
blättrigeu, an flüchtigen Ölen reichen Pflanzen gedeihen, welche für den Süden Europas
so bedeutuugsvoll sind. Überhaupt gehört die Landschaft von Nabresina, deren vereinzelte
grüne Dickichte wie überall auf dem warmen Karst im Frühjahr von zahllosen Nachtigallen
belebt werden, zu deu merkwürdigsten im Adriagebiete. Tief unter den Wohnstätten rinnt,
darüber kauu keiu Zweifel sei», eiu Strom, dessen Ufer kein menschliches Auge gesehen
hat. Mag uuu die Reka iu viele Quellen zertheilt aus den Felsen von Anresina am und
im Meere hervorbrechen oder mag sie dem Wunderflusse Timavus (Timavo) einen Theil
ihrer Wässer überantworten: in beiden Fällen fließt der Strom zwischen Nabresina und
der Hügelreihe, welche seiu Gefilde vom Meere treuut. Da gibt es keine stehenden Wässer,
sämmtliche Kanalisirnng wird von der Natur besorgt. Über den langen weißen Kalkstein-
Viadnct, welchen der Schienenweg überschreitet nnd dessen Aufbau an die römischen Wasser-
eitnngen der Campagna erinnert, schaueu das blaue Meer lind die gleichfalls verblauenden
Tiefebenen des Laguueulaudes herauf. Salbei, Melissenkraut hauchen in allen Jahreszeiten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch