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göttlichen Kindes blickt freundlich auf uns herab, die rechte Hand ist nach griechischer Weise
segnend ausgestreckt. Ans beiden Seiten stehen in etwas vorgebeugter Haltung die Erzengel
Michael und Gabriel in Priesterkleidung mit je einem Lilienstab in der Hand. Unter diesem
Bilde führt uns ein breiter Streifen an der Apsiswand die Gestalten der meist mit ihren
Namen bezeichneten Apostel vor. Vom archäologischen Standpunkte aus gehört diese
Apostelreihe eiuer sehr frühe» Epoche au. Noch erscheinen Petrus uud Paulus ohne die
sonst üblichen Attribute. Auch siud die erusteu Mäunergestalteu mit ihren würdevoll
gefalteten Gewändern mehr nach dem Muster der altchristlicheu lateinischen Mosaiken
gearbeitet, ja aus mehreren weht noch ein Hauch von autikem Geiste. Einzelnes gemahnt
allerdings schou au byzautiuische Kunstübung und so mag Haas Recht haben, der das
ganze Werk in die Zeit setzt, in der sich Abeud- und Morgenland berührten, in das
VII. Jahrhundert kurz nach den Mosaiken der Apollinariskirche in Ravenna. „Dahin weisen
auch, und zwar direct auf ravennatischen Einfluß, die Behandlung der zwischen den
Aposteln angebrachten Pflanzenornamente und die stilisirte Palme." Die oberen Mosaiken,
Maria mit dem Jesnkinde und den Engeln, sind in ihrer gegenwärtigen Form entschieden
jünger und reichen wohl nicht über das XI. Jahrhundert hinauf, doch sind sie zweifellos
Wiederholungen einer inhaltlich gleichen Darstellung aus viel älterer Zeit. Sämmtliche
Mosaiken wurden im Jahre 1863 restaurirt.
Nicht ohne Interesse sind die dem XV. Jahrhundert angehörigen Fresken hinter
dem Justusaltar. Sie stellen Scenen aus dem Leben des Heiligen dar. In der Mitte
erscheint Jnstns mit einem Stadtmodell, der ältesten Abbildung Triests, in der Hand.
Von sonstigen hervorragenderen Gemälden ist ein Werk Benedetto Carpaceios (die
Madonna mit den Heiligen Justus uud Sergius) in der Nähe des Hauptaltars angebracht.
Auch ein eigenartiges Vortragekreuz besitzt der Dom. Es ist auf der Vorderseite zum Theil
mit vergoldeten Silberplatten belegt, die den gekreuzigten Heiland in getriebener Arbeit
zeigen. Das Werk rührt aller Wahrscheinlichkeit nach von einem byzantinischen, aber in
Italien lebenden Künstler des XIII. Jahrhunderts her.
Von dem ziemlich breiten Platze vor der Kirche eröffnet sich ein schöner Blick ans
einen Theil der Stadt und den Golf. Noch freier und umfassender ist jedoch die Aussicht
von den höher gelegenen Bastionen des Kastells. Kein Pnnkt ist überhaupt geeigneter, die
Anlage der Stadt und die Beschaffenheit ihrer nächsten Umgebung zu prüfen. Nnr wenige
Thürme ragen aus den Häuserreihen und Gruppen heraus. Aber die Natur selbst hat dem
Bilde überall eiueu schönen Abschluß und Rahmen verliehen: auf der eiueu Seite im
Hafeu, im blaueu Meere und den oft schneebedeckten Alpen, auf der anderen in dem
wechselnden Karstabhang und den sanft geschwungenen Linien der Jstrianer Berge. So
entsteht ein Gesammtbild, das sich dem Gedächtniß dauernd einprägt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch