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Bedeutende Komponisten schrieben eigens für dasselbe und legten, ebenso wie ausübende
Künstler, der Aufnahme ihrer Leistungen durch das hiesige Publikum große Bedeutung
bei. Das Orchester war anerkannt gut uud von tüchtigen Männern geleitet. Unter dieseu
war ein Künstlergeschlecht, das der Scaramelli, in drei Generationen thätig. Der letzte,
Josef Alexander, eiu geborener Triester, schrieb die Musik zu vielen Ballets, die hier
ausgeführt wurden. Auch andere heimische Talente sauden am hiesigen Theater Verwendung,
uud während im vorigen Jahrhundert der begabte Domenico Steffani (geboren 1738,
gestorben 1783) seine Tüchtigkeit dem Auslande, dem damals fürstbischöflichen Würzburger
Operutheater zuwendete, gelangten sie hier zn ehrenvoller Anerkennung. Als der Triester
Rnggiero Manna mit seiner Erstlingsoper ,5aec»pc» cle Valenz« (1832) einen glänzenden
Erfolg erzielte, wurde er nach der dritten Vorstellung mit Musik uud Fackeln nach Hanse
geleitet. Auch Josef Rota, welcher als Nachfolger L. Riccis die altbekannte städtische
Schnle für Kirchengesang und die Kapelle von S. Just leitete, sowie die damit verbundene
Stelle eines Concertmeisters am Theater bekleidete, schrieb mehrere beifällig aufgenommene
Opern, nicht minder Josef Sinico. Die Glanzzeit unseres Communaltheaters ist längst
vorüber, doch behauptet es uuter den italienischen Bühnen noch immer einen ehrenvollen
Rns. Deutsche Vorstellungen fanden im städtischen Theater bis in die Vierziger-Jahre
statt. Noch 1844 trat die Wiener Hofschauspielerin Julie Rettich als Gast auf. Später
wanderten die deutschen Schanspieler nach den anderen Theatern, die mittlerweile in unserer
Stadt entstanden waren. Diese sind: das Fenicetheater (an der Stelle des 1876
abgebrannten Manronertheaters), das k'ilväramatiec» in der Altstadt, das elegante
Armoniatheater und das größte, gegen 5.000 Personen fassende ?c»I^tkeama
Ii«Z5setti, 1878 nach den Plänen des Genuesers Bruno gebaut. Selbstverständlich wird
nicht in allen Schattspielhäusern zugleich gespielt. Durchschnittlich sind, von den Sommer-
monaten abgesehen, drei Theater von wechselnden Gesellschaften besetzt.
Wenn man im Allgemeinen auch hier berechtigte Klagen über die abnehmende
Theaterlust hört, so ist doch in den unteren Volkskreisen das Interesse an dramatischen
Aufführungen und namentlich an Opern ein reges. An Sonntagen erfreuen sich die Theater
durchwegs eiues starken Besuches.
Da die Entwicklung der Mnsik im Küstenlande keine selbständige Behandlnng
erfährt, müssen wir an dieser Stelle bei einem Vertreter der Tonkunst verweilen, dessen
Name auch heute noch in der mnsizirenden und mnsiksrenndlichen Welt mit Anerkennung
genannt wird. Es ist dies der Violouist, Eomponist und Theoretiker Giuseppe Tartiui.
Am 12. April 1692 zu Pirauo in Jstrien geboren, ward dem Knaben in der Schule
der Oratoriauer zu Eapodistria der erste Unterricht in der Musik zutheil. Die heimliche
Vermählnng mit dem Mädchen seiner Wahl zwang den Jüngling zur Flucht aus Padua,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch