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mir in jenem Theile sichtbar, welcher dem Meere zugewendet ist, während dort, wo das
Theater sich an den Hügel lehnt, die Ordnungen an den Seiten immer mehr abnehmen, so
daß schließlich aus dem Hügel selbst nur die zwei oberen Ordnungen übrig bleiben. Da
nun die erste Ordnung viereckige Thore mit Architraven, die letzte viereckige Fenster hat,
während die beiden mittleren mit sehr schönen Bogeuseusteru versehen sind, so kommt es,
daß von den beiden an den Hügel gelehnten Ordnungen die eine (nämlich die untere)
Bogenfenster, die andere (die obere) viereckige Fenster hat, und zwar zählt man deren 72.
Das majestätische Gebäude, iu massivem dorischem Stil mit Bogen, Capitalen und Lncken,
ist noch anziehender durch eiue besondere Eigenthümlichkeit, indem an den Eudeu der
einen Achse thurmartige Vorbauteu angebracht sind. Bedauernswerther Weise ist nur noch
die äußere Umfassungsmauer erhalten, aber aus den Überresten kann man sich leicht eine
Vorstellung machen von der »arena", dem ,po<Ziurn", den einzelnen „maenionu" mit
ihren „piÄseinctionos" und „cuirei", den „sealae", den »vvmitorm", den ,kultei".
Beim Eintritt bemerkte man in den Vorhallen (uti-iu) drei Corridore, welche mit einander
und der äußeren Umfassungsmauer parallel sich hinziehend rings um das Gebäude liefen.
Von dem innersten, also dritten Corridor führte eine Treppe zum „pockmin", dem Orte,
der für den Fürsten bestimmt war; seine Marmormauer erhob sich, vou eiuer Balustrade
überragt, über der Areua uud war durch ein Eisengitter mit gegen die Arena gerichteten
Zähnen geschützt, um vor den Angriffen der wilden Thiere Sicherheit zu bieten, welche durch
eine unter dem Podium befindliche Pforte aus ihren Käfigen, ,eaveae", hervorstürzten.
Aus dem ersten Corridor stieg man in das erste hinab, das heißt in die
erste Sitzordnung, welche von der zweiten (zu der man aus dem zweiten Corridor gelangte)
durch große Absätze (praeoinetiones) und durch „daltei- oder Umfassungsmauern getrennt
war; in den „boltei" waren Thüren (vvmiwria) angebracht, durch welche man zu den
Sitzreihen (^raäus) gelangte, die wieder durch eine Treppe (seala) derartig getheilt
waren, daß sie die Form eiues umgestürzten Dreiecks (cunei) hatten. Oben lief rings
eine Gallerie mit schlanken kleinen Säulen; auf dieser saßeu die Frauen; das ganze Gebände
war mit einem beweglichen .velarium" bedeckt.
Das Amphitheater fällt noch mehr ins Ange, wenn es den eleganten korinthischen
Sänlen des Tempels des Angnstus und der Roma oder dem prachtvollen Triumphbogen
des Sergius entgegengestellt wird. Dieser wurde zur Zeit Trojans (98 bis 117) zu Ehren
der Sergier errichtet, einer Familie aus Pola, welche sich im Kriegsdienst und in bürger-
lichen Stellungen auszeichnete; er wurde dicht an die der Minerva geweihte »poitn
nurotn" gebaut, das Thor selbst besteht uicht mehr, doch ist der Triumphbogen erhalten,
dieses Muster attischer Eleganz, eines der edelsten Denkmäler des Alterthums, mit
Oruameuteu geschmückt, in welchen sich Weinranken, Aplnstren, Schwerter, Kampfschilde,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch