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meist beobachtete Sitte vorschreibt, daß die allernächsten Angehörigen von Berstvrbenen
den? Begräbniß derselben nicht beiwohnen.
Die früheren mannigfaltigen und malerischen Trachten, deren Bestandtheile entweder
auf den Bauernhöfen angefertigt wurden oder Erzeugnisse hänslicher Kleingewerbe waren,
mußten den wohlfeilen Fabriksprodneten der Neuzeit weichen. Ausnahmsweise nur sieht
man uoch an irgend einem unter der Last der Jahre gekrümmten Mänuleiu oder Weibleiu
ein Kleidungsstück, das die Anhänglichkeit an altgewohntes Herkommen mit Sorgfalt zn
erhalten wußte. In dem ganzen Auftreten nnd namentlich in den verschiedenen Gefährten,
deren Bau eben durch örtliche Verhältnisse bedingt ist, verräth sich dennoch die Angehörig-
keit zn dem einen oder anderen Landestheile, deren jeder sich auch von den übrigen in der
Anlage der Wohnsitze wesentlich unterscheidet.
Die Niederlassungen der Italiener uud Friauler habeu mehr oder minder städtisches
Ansehen. In jedem Dorfe gibt es Herrensitze, deren Bauart nicht anspruchlos erscheint.
Außerhalb der geschlossenen Ortschaften trifft man beinahe nur iu der sogenannten Bassa,
dem Strich zunächst dem Meere, auch einzeln stehende Gebände zu laudwirthschastlicheu
Zwecken, welche daun ziemlich weitläufig sind. Abgesehen von den ärmlichen Wohnuugeu der
Taglöhuer und Gewerbetreibenden herrscht überall ein wohlthuender Aufwand an Raum.
Am Karst und in Ecken — Coglio, Berdo — dem mit Rebengeländen und Obst-
bäumen bedeckten Hügelland im Westen von Görz zwischen Jsonzo und Jndrio, stehen die
wenig geräumigen Behausungen, nm Kirchen oder Reste von Schlössern dicht gedrängt,
gewöhnlich auf Bergkuppen, oft umringt von den Trümmern alter Umfassungsmauern.
Diese Bauart wurde der Bevölkerung durch die in den verflossenen Jahrhunderten erfolgten
feindlichen Einfälle, zuletzt der Türken einerseits und der Veuetiauer anderseits aufgedrängt.
Um Görz herum und im Wippachthal beobachtet man in jeder Beziehung den
allmäligen Übergang von frianlifcher Art zn den Eigenthümlichkeiten des Karstes. Hier
namentlich sind infolge geschehener Vertheilnng der meisten ehemaligen Gemeinde-
Hutweiden viele vereinzelt stehende Wohnhäuser entstanden, was den Neigungen der
Slaven in hervorragender Weise zuzusagen scheint. Das Görzer Oberland trägt auch iu
dem eben besprochenen Verhältniß selbstverständlich den Charakter des Gebirgslandes und
somit theilweise Züge, welche dem gesammten österreichischen Alpengebiet gemeinsam sind.
Neben kleinen geschlossenen Ortschaften hat es dort seit jeher zahlreiche zerstreute Gehöfte
gegeben, welche mit ihren bemoosten Strohdächern, die ein Rand von Steinplatten
einzufassen pflegt, bis in beträchtliche Höhen hinausreichen.
Auffallend ist der Mangel an alten Burgen, deren es das ganze Jsonzo-Thal entlang
überhaupt nie mehr als zwei gegeben hat, das Schloß von Tolmein und die Thalsperre der
Flitscher-Klause. Außer Duino und Mvnsaleone wäre hier nebst den Trümmern des
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch