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Behörden statt, welche sich überzeugen, ob alle neunzig Nummern in eigenen Kapseln vor
der Ziehung in das Glücksrad gekommen sind. Die Ziehung selbst wird von einem Armen-
kinde bewirkt. Die eiuzelueu Nummern werden öffentlich vorgezeigt, ausgerufen, aus-
geworfen uud nach jeder Ziehung an verschiedenen Ecken auf weithin sichtbaren Tafeln
befestigt. Die Gewinnste fallen ans die cincjuina, anf die erste und zweite Tombola. Wer
gewinnt, wird mit Musik begrüßt.
Wie ein jedes Volk, so haben auch die Italiener Jstriens ihre eigenen Volksgesänge,
vorwiegend erotischen Inhalts, welche meist in Trieft zur Faschingszeit entstehen und sich
dann mit Blitzesschnelle auf unserer Halbinsel verbreiten. Die alten einheimischen Volks-
lieder sind leider verloren gegangen, ausgenommen die von Rovigno, welche mit liebevoller
Pietät vor wenigen Jahre» Professor Dr. Anton Jve gesammelt und veröffentlicht hat.
Die alte Tracht der italienischen Bewohner Jstriens, von welcher noch Bischof
Jakob Philipp Tommasini berichtet (1645), ist nun völlig verschwunden. Unsere Italiener
tragen heutzutage eine ganz bürgerliche Kleidung, die immer sehr einfach ist und sich nur
darin unterscheidet, daß Gebildetere selten den Cylinder, häufig den niederen Hut brauchen,
während das gemeine Volk als Kopfbedeckung die französische Kappe mit einem vier Finger
breiten steheudeu Schild, gewöhnlich (italienisch un»Iüa, Fingernagel) oder
genannt, tragen. Nur hier und da sieht man bei den Alten Überreste der
einstigen Jstrianer Kleidung, wie z. B. bei den ,?aolani« (popolnm, Landbewohner)
von Capodistria, iu Muggia, Pirauo, Roviguo ?c. Diese Alteu tragen kurze, an den Knien
enganliegende Hosen, im Sommer baumwollene, dunkelblau gefärbte, im Winter weiß-
wollene Strümpfe, am Leibe eine kurze Jacke aus grobem Tuch. Deu Kopf bedecken sie,
wie die Fischer von Chioggia, mit einer langen sackartigen baumwollenen, dunkelbraun
gefärbten überhängenden Mütze mit einer kleinen Quaste am Ende. Nur die Tracht der
Diguaueseu ist, die langen Hosen ausgenommen, jener der Landbevölkerung um Merau
sehr ähnlich, jene der Weiber der alten lombardischen Tracht am ähnlichsten.
Volksleben der Slaven in Wrien.
Die Slaven Jstriens, der großen Mehrzahl nach Kroaten, grenzen gegen Osten an
die die benachbarten Provinzen bewohnenden Stammesgenossen; den nordwestlichen Theil
Jstriens nehmen die verwandten Slovenen ein, die an ihre Brüder in Krain, Görz uud
Trieft grenzen.
Beide Stämme, Kroaten und Slovenen, wohnen in Dörfern und Weilern und in
zerstreut steheudeu Häuseru. Iu den Städten der Westküste finden wir nur wenige, zahl-
reicher sind sie in den Städten Mittel-Jstriens; im östlichen Theile der Provinz machen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch