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wird von Allem dargeboten, was am Weihnachtsabend auf den Tisch kommt,
und zwar von jedem Familiengliede, indem eines dem anderen sagt: mu, 6^" (gib
ihm, gib!). Vor und nach dem Abendessen, auf dem Wege zur Kirche und zurück wird aus
Pistolen geschossen. Um den auf dem Herde, der alten heidnischen Opferstätte, brennenden
Eichenbaumstock wird gekocht, gebacken und gebraten; auf dem Herde oder in seiner nächsten
Nähe, jedenfalls aber in der Küche, auch wenn mehrere Wohnräume vorhanden sind,
versammeln sich alle Inwohner des Hauses zum gemeinsamen Gebet; sodann wird reichlich
gegessen, da man den ganzen Tag über gefastet hat. In der Mitte des Tisches liegt ein
Laib Brod, in welchen drei bis zum Spätabend oder die ganze Nacht brennende Kerzen
gesteckt sind. Dies Ahnenbrod (ckiänjak), wie man es nennt, wird aufgehoben uud
brockenweise den Schafen und Kühen gegeben, wenn sie lammen oder kalben oder wenn
sie erkrankt sind. Nach dem Essen wird gesungen: „Es wurde geboreu der Himmelskönig
von der unbefleckten Jungfrau Maria" uud die Jugeud führt eigenthümliche Weihnachts-
spiele auf. Es werden nämlich Mehl- oder Kleienhäufchen gebildet uud in eines derselben
wird eine Münze versteckt. Derjenige, der das richtige Häuschen heraussindet, bekommt
auch die Münze. Am Weihnachtstag selbst ißt man reichlicher und besser und es herrscht
der Brauch, weder die Verwandten noch die Nachbarn zu besuche», was au den übrigen
Feiertagen zu geschehen pflegt. Dagegen erscheint an einem Feiertage die außerhalb des
Hauses verheiratete Tochter mit ihrem Mann und etwaigen Kindern bei ihren Eltern zu
Mittag als Gast, nachdem sie am Weihnachtsabend der Mutter einen feineren, dem Vater
einen gewöhnlichen Laib Brod, selbstverständlich so groß als möglich, gebracht hat.
Während der Weihnachtstage, vorzugsweise am Tage des heiligen Stefan und der
heiligen drei Köuige werden die „Xolecken" veranstaltet. Eine oder mehrere Gruppen,
meistens erwachsene Jugend, hier und da anch Männer, ziehen im Dorfe von Haus zu Haus
und singen vor jeder Thür ein Weihnachtslied, wofür sie reichlich beschenkt und auch mit
Wein bewirthet werden. Einer der Sänger bedankt sich dafür und wünscht der Familie
eine reiche Wein- und Olivenlese und überhaupt eine ergiebige Frucht, sowie beständiges
Glück. Mit kucki!« (So geschehe es!) begleite» die übrigen seine Rede. Etwas
Ähnliches wird auch am Neujahrstag von den Kindern unternommen. Diese stecken einen
Rosmarinzweig in einen Apfel, in dem sich Krenzer oder Zehnkrenzerstücke befinden, nnd
gehen damit vvn Haus zu Haus, glückmüuschend und Gaben erflehend. In einigen Gegenden
schickt mau die Kleine» am Tage der unschuldigen Kinder in die Weinberge, wv sie mit
Ruthe« die Reben schlagen und dabei singen: „Trage, trage Früchte, schöne Rebe, sonst haue
ich dir den Kopf ab." Am Tage vor den „heiligen drei Königen" besprengt der Geistliche
alle, wen» auch noch so zerstreuten Häuser seiner Pfarre mit Weihwasser, wofür er
Geschenke erhält. Übrigens sucht au diesem Tage jedes Haus Weihwasser zu bekommen,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch