Page - 225 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Das Küstenland, Volume 10
Image of the Page - 225 -
Text of the Page - 225 -
225
auf den Hausmühlen gemahlen, um ja das Klopfen und Rufe» zu überhören. Da aber das
Klopfen und Rufe» vou draußen kein Ende nehmen will, fragt endlich eine Stimme, wer
da wäre und was er wünsche. Einer der Gäste, in der Regel der Älteste oder Barjaktar,
antwortet, sie wünschen eine Rose aus dem Garten oder eiue Hirschkuh aus dem Hain. So
beginnen die Verhandlungen zwischen den Gästen von driuueu uud draußeu uud dauern
fort, bis man ihnen znerst ein älteres Weib herausgibt, später ein jüngeres, ja auch die
Brautjungfer (pockruk-r); Alles wird geru angenommen, allein sie wollen noch eine haben.
„Eine barfüßige ist noch da", wird ihnen erwiedert. Endlich erscheint die Braut. „Das ist
die richtige, wir wollen sie anziehen," tönt es ihr entgegen, und der Brautführer bietet
ihr Strümpfe uud feinere Schuhe an (öfters mit einer Silbermünze darin), die sie selbst
anzieht. Der Bräutigam beschenkt auch die Brautmutter und alle Heimischen mit Schuhen
oder mit irgend einer anderen Sache. Auf eiueu auf eiue Stange über dem Dach oder auf
die Spitze eines Baumes gesteckten Apsel zielt einer der Hochzeitsgäste des Bräutigams;
es ist eine Schande für sie alle, wenn er fehlschießt. Nun erscheint die Braut mit einem
Kranz auf dem Kopfe und einem, anderswo drei Äpfeln in der Hand, die sie auf den
Bräutigam, der sich scheinbar mit der Fahne zu decken sucht, wirft. Ob sie getroffen oder
nicht getroffen, er hebt die Äpfel auf, um sie uach vollendeter Trauung gemeinsam mit
dem ihm angetrauten Weibe zu verzehren. Jetzt übernimmt er ihre Führung, früher that
dies seiu Brautführer, meistens der Bruder, während er mit der Brautjungfer (des
Patheu Frau oder Schwester) zur Kirche ging. Über das Dach der Kirche oder des
Hauses, wohin man die juuge Frau führt, wird manchmal ein Kvlatsch geworfen, auch
streut man vor der Kirche und auf dem Rückwege Laibcheu uud Brodbrockeu aus, um die
sich die Kinder balgen. Lente werden mit Eousetti beworfeu, es wird gefchosseu, gesungeu,
auf der beliebten nationalen Doppelflöte gespielt und im Pfarrdorfe beginnt der Tanz.
Der Hochzeitsvater (ckomaeina oder swrMina), ein älterer, vom Hausherrn aus der
Verwaudtfchaft dazu auserlesener Gast betet nun vor, segnet die Speisen, ergreift zum
erste» Trinkspruch den Krug, reicht ihn dem nächsten und ein Jeder trinkt auf das Wohl
(?äraviea) der Neuvermählten. Mit dieser ^ckravica ist das Amt des Hochzeitsvaters zn
Ende; „der alte Gast" (stari svut) übernimmt nuu die Leitung und Führung der Gesellschaft
uud sorgt, unterstützt vom Stellvertreter (naswe^a), für Trinksprüche, Lebhaftigkeit uud
Ordnung. Zuweilen kommt auf den Tisch auch eiu Blumenstrauß uud eiu Laib, iu dem
Messer uud Gabel stecken. Beides steht vor den Neugetrauten und der Brautführer uud
die Brautjungfer haben achtzugeben, daß kein Gast es stiehlt. Man freut sich, wenn dies
gelingt; die Wächter suchen es jedoch auf jede Art zurückzubekommen. Das wiederholt sich
auch abends, sei es im Hause der Braut oder des Bräutigams; zuletzt wird aber der
Blumenstrauß zerrissen — die Blume ist dahin.
Küstenland nnd Talmatieu. 15
back to the
book Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Das Küstenland, Volume 10"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch