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viel man weiß, nur zwei Exemplare existiren. Das eine befindet sich in der Univerfitäts-
Bibliothek in Odessa, das andere in der Gymnasial-Bibliothek in Zara. Keines der beiden
Exemplare ist vollständig erhalten. Aus dem am Ende des Buches gedruckten Titel ersieht
man, daß diese Auslage der Spalatiuer Frater Bernardinus, und zwar mit gvthischeu
Lettern besorgt hat. Diese Ausgabe zeichnet sich durch eiue besonders reine und einfache
Sprache aus, weßhalb sie den wichtigsten kroatischen Sprachdenkmälern beizuzählen ist.
Von Bedeutung für die Kenntniß der Entwicklung der Sprache ist wegen seines
Alters der uur 36 Kleiuoctav-Seiteu nmsassende, von Jakob Blazilovic aus Vrbeuik aus
dem Lateinischen in den cakavischeu Dialeet übersetzte, im Jahre 1496 in Venedig gedruckte
Beichtspiegel, von dem der Franciscaner Ivancic ein einziges, an einen glagolitischen hand-
schriftlichen Codex geheftetes Exemplar gefunden hat, das jetzt in den Händen des Professors
Milcetic in Finme ist.
Das Glagolitische verbreitete sich im gottesdienstlichen Gebrauch iu der Zeit vom
XII. bis XVI. Jahrhundert nicht mir über Jstrien, sondern auch über gauz Dalmatieu,
den größten Theil Bosniens und über Kroatien. Man kaun sagen, daß das Glagolitische
in jener Zeit das einzige Mittel schriftlichen Verkehrs der Kroaten war. Namentlich
waren es die Franciscaner- nnd Benedictiner-Mvnche, welche es sehr eifrig pflegten. Ein
noch regeres Leben begann sich ans dem Gebiete der kirchlichen Literatur zur Zeit der
Reformation zu entfalten, als deren hervorragende Vertreter Jstrien drei Männer zählt:
Peter Paul Vergerius, Stefau Couful und Matthias Frankvvic.
Paul Vergerius war zweimal päpstlicher Nuntius iu Deutschland, uuter Klemens VII.
1533 nnd Paul III. 1535, um die durch Martiu Luthers refvrmatorisches Auftreten in
Glaubeusaugelegeuheiteu entstandenen Wirren beizulegen. Im December 1535 traf er in
Wittenberg mit Martiu Luther zusammen. Nach seiner Rückkehr aus Deutschland wurde
er Bischof von Modrns, sodann vvn Eapodistria (1536). Im Jahre 1540 betheiligte
er sich am Reichstage zu Worms uud leistete dem päpstlichen Stuhl treffliche Dienste.
Nach der Auflösung des Reichstages kam er nach Rom, erhielt aber, da er bereits im
Verdacht stand, mit den Protestanten im EinVerständniß zu seiu, nicht die angestrebte
Cardiualswürde. Im Jahre 1549 wurde er vom bischöflichen Amt enthoben, trat 15.50
zum Protestantismus über und blieb bis zu seiuem im Jahre 1565 erfolgten Tode einer
der eifrigsten Vorkämpfer der Reformation. Als solcher betrieb er die Herausgabe einer
slovenischen und kroatischen Übersetzung der Bibel iu der Hossuuug, mit Hilfe derselbe»
die Südslaveu dem Protestantismus zuführen zu köuueu. Er traf für die Ausführung
des Unternehmens die erforderlichen Anordnungen, warb Mitarbeiter, veranstaltete Geld-
sammlnngen uud iutereffirte als ehemaliger einflußreicher päpstlicher Legat deutsche Fürsten
uud vorzugsweise deu Herzog Ehristos vou Württemberg für das Unternehme«, das auch
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch