Page - 269 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Das Küstenland, Volume 10

269 das Auge mehr als manch nüchterner Neubau, der an die Stelle alter Objecte trat. Pirano hat auf seiner Piazza Tartini ein besonders reiches, wenn auch kleines gothisches Haus mit malerischem Eckbalcon erhalten. In Capodistria sind noch Häuser, deren Fanden die frühere volle Bemalung in spätgothischen Ornamenten deutlich erkennen lassen, die Häuser Pareuzos zeichnen sich dagegen durch sorgfältigen Quaderban aus, der mit deu Holz- gesimsen des Daches in schöne und ernste Wirkung tritt. Auch Pola, Jsola und die übrigen Städte der Küste, wie jene auf den Inseln Cherso nndVeglia, bewahren mehr oder weniger gut er- haltene Beispiele des Einflusses der veuetiauischeu Lebens- und Bauweise. Endlich hat auch der Cisterueu- und Brunnenbau einzelne hübsche Motive auszuweisen, namentlich verdient der originelle Brunnen auf der Piazza da Poute iu Capodistria nicht unerwähnt zu bleiben. Er ist von dem venetiani- schen Podestä Da Ponte in Form einer venetianischen Kanalbrücke, die über ein Bassin setzt, errichtet. Alle die bis nun genannten, unter venetianischem Einfluß entstandene» Architekturwerke gehören einer verhält- nißmäßig sehr kurzen Bauperiode au; sie sind, wie schon oben gesagt, spät- gothische oder Frührenaissancebauten. Werke späterer Stilperioden von irgend welcher Bedeutung sind in Jstrien nicht erhalten. Die Verödung der Städte im XVII. und XVIII. Jahrhundert durch Krieg uud Pest prägt sich in dem völligen Mangel baulicher Schöpfungen aus, uameutlich aber auch in dem Umstand, daß die Hochrenaissance, der Barockstil und sein Gefolge für Jstrien fast ganz unbekannt blieben; es fehlte jeder Anlaß zu einer künstlerischen Thätigkeit, wenigstens ist uns jeder Beleg für eine solche versagt. Schon zu Beginn unserer Darstellung wurde erwähnt, daß sich in Jstrien und zumeist im Innern des Landes eine große Zahl Burgen oder Reste von solchen erhalten haben. Ihre Entstehung geht zumeist ins Mittelalter zurück, ihre Anlagen bezeugen, daß es sich