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Mittel, um seinen Weg unter allen Umständen nnd ohne Beforgniß oder Zeitverlust zu
finden, er war jetzt auch in der Lage, drohenden Gefahren auszuweichen nnd sein Schiff
selbst hatte an innerer Tüchtigkeit und an Manövrirfähigkeit gewonnen.
Schon aber brachte der Fortschritt menschlicher Erkenntniß eine andere Erscheinung
zn Tage, welche deu größten Umschwung im Seewesen hervorrief. Der Dampf trat als
bewegende Kraft an Stelle des Windes. Die stolzen Segelschiffe mit ihren hohen, leinwand
bedeckten Masten, mit ihren scharfgeschnittenen Linien waren ein schöner Anblick, wenn sie
auf leicht bewegter See bei günstiger Brise mit vollen Segeln lantlos dahin glitteil. Das
Herz des echten Seemanns schlug höher bei solchem Anblick. Nun kamen die schnaubenden,
Rauchwolken verbreitenden Dampfer, denen meist die belebende Staffage der Segel
fehlte, nnd deren Formen auch an Schönheit der Linien hinter den Segelschiffen zurück-
blieben, und machten diesen den Rang mit Erfolg streitig. Der Kampf zwischen Segel und
Dampf war, sobald die Dampsschiffe einmal über die Versuchsstadien hinausgelaugt
waren, in einer Richtung bald entschieden. Man erkannte, daß der ganze Post- und
Passagierverkehr, dann der Dienst auf regelmäßig betriebenen Linien ebenso den Dampfern
ausschließlich vorbehalten sei wie jede sonstige Leistung, welche ein gewisses Maß stetiger
Schnelligkeit erheischt. Ob aber auf allen anderen Verkehrsgebieten der Dampf das Segel
ganz verdrängen werde, diese Frage blieb eine offene und ist auch heute uicht entschieden.
In Österreich wnrde man schon frühzeitig auf die Bedeutung der Dampfschiffahrt
sür regelmäßige Verbindungen ausmerksam und erblickte in der Pflege solcher Verbindungen
ein wichtiges Mittel der commercielleu Eutwickluug. Dieser Erwägung verdankt die
bedeutendste Institution unserer Handelsmarine, der Lloyd, seine Entstehung. Man
empfand schon im Anfang der Dreißiger-Jahre zu Trieft den Mangel rascherer
Verbindungen. Die Post mußte durch Segelschiffe befördert werden, welche von der
k. k. Kriegsmarine beigestellt wurden; natürlich hatte dies Verzögerungen zur Folge und der
Kausmann empfand oftmals recht bitter den Mangel eines raschen Nachrichtendienstes.
Geschäftliche Reisen waren wegen des großen Zeitaufwandes sehr erschwert. Aber auch
manche Waarensendnng drängte zur Beschleunigung. Unter diesen Verhältnissen litt der
Handel und man begann zu fürchten, daß man den starken Concnrrenten des Auslandes
kaum die Spitze werde bieten könuen. Mau war auf Abhilfe bedacht und der damals als
Kaufmann in Trieft etablirte Karl Brück, nachheriger Handels- und Finanzminister, ein
Mann von genialen Ideen und weitem Blick, faßte zuerst den Gedanken der Gründung
einer Gesellschaft zum Betriebe regelmäßiger Dampferlinien. Der Gedanke fand Anklang
iin Kreise rühriger Männer und mit Energie wurde die Ausführung in die Hand genommen.
Auch die Regierung widmete dieser Sache, in voller Erkenntniß der Wichtigkeit, ihre
Aufmerksamkeit. Im Jahre 1836 wurde die neue Dampfschiffahrts-Gesellschaft „Lloyd"
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch