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ist hier die Gruppe der Meeräschen oder Mugiliden zu neuueu, von denen mehrere Arten
an unsern Küsten vorkommen. Die Meeräschen finden sich vorzüglich in seichten Buchten,
namentlich gern in der Nähe von Flußmündungen uud Lagunen und lassen sich selbst in
süßem Wasser aufziehen. Sie leben gesellig in kleineren Schwärmen und drängen sich zu
deu Laichzeiten und im Winter in größeren Mengen in die Bnchten uud Flußmündungen
hinein, so daß der Fang dieses schmackhaften Fisches nicht unergiebig ist.
Fährt man die User der istrischeu Küsten entlang, so wird man öfters in Form
eines Fragezeichens eingerammte Pfähle gewahren. Die Pfähle bilden nämlich eine schwach
gebogene Längsreihe, die schließlich spiralförmig angeordnet ist. Diese Vorrichtung dient zur
Befestigung des „Saltarello" genannten Netzes und dient zum Fang der Meeräschen.
Das die Pfahlreihe entlang ausgespannte Standnetz leitet die Fische bis in die Endspirale,
von wo dieselben, keinen Ausweg findend, über das senkrechte Netz springen, um in ein
außerhalb der Spirale flach auf dem Meere ausgespanntes dreimaschiges Netz, den „Salto",
zn fallen, wo sie sich verwickeln und gefangen werden. In Buchten, wie z. B. der von
Sicciole bei Pirauo und an der Mündung des Qnietv, werden die Meeräschen mit Zug-
netzen gefangen, den sogenannten ,1ratte cievoli«, die eine Länge von 500 bis
1.000 Meter bei einer Höhe von 20 Meter uud 4 Ceutimeter Mascheuweite haben. Diese
Fischerei findet im Winter um Weihnachten statt, da zu dieser Zeit die Meeräscheu iu
größeren Mengen in die Buchten ziehen. Beim Zuge dieses Netzes ist häufig eine große
Anzahl Fischer thätig, da sowohl die der See zugekehrte Seite am Grunde niedergehalten,
als auch dem Überspringe» der Meeräschen vorgebeugt werden muß. Diese Art der Meer-
äscheufischerei wird meist von Pächtern betrieben, welche zwei Drittel des Fanges sür sich
beanspruchen nnd ein Drittel den Fischern überlassen. Die gefangenen Meeräschen werden
sofort in flachen, mit Eis gefüllten Kisten verpackt und auf die Märkte versandt.
Einen Gegenstand eifriger Fischerei bilden auch die Seitenschwimmer oder Pleuro-
ueetideu, wie die Scholle, italienisch ?nssera, die Zunge, italienisch 8lv»lia, die Glatt-
butte, italienisch Staso, und endlich die Steinbutte, italienisch 3omb«. Die häufigsten
dieser Seitenschwimmer, die Scholle und die Zunge, versammeln sich zur Laichzeit im Winter
in größereu Mengeu auf deu Bänken nahe der Küste. Nur der edelste uud größte Seiten-
schwimmer, welcher ein Gewicht von 10 Kilogramm und mehr erreicht, die Steinbutte, lebt
einsiedlerisch. Die Schollen und Zungen werden mit einem besonderen Netz, der „Passarella"
gefischt. Die gesaugeueu Zungen und Schollen werden auf deu Markt gebracht und so lange
auf Eis gehalten, bis der Vorrath verkauft ist. Die obigen Fischarten halten sich in größeren
Seewasserbehältern viele Tage hindurch lebend und es ist zu bedauern, daß unsere Fischer
keine Vorrichtungen haben, um die Fische iu lebendem Zustande zu trausportireu und ans
den Märkten in Seewasserbehältern aufzubewahren. Durch die Lagerung auf Eis verlieren
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch