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der römischen Eroberung einen so lange dauernden und so kräftigen Widerstand entgegen-
setzen konnten, und wenn man noch zur Zeit des Plinins — also ungefähr 200 Jahre
später — vier Volksstämme daselbst aufzählen konnte, welche eigene Namen und Sitten
hatten, also noch nicht ganz romanisirt waren, eine Zähigkeit des nationalen Lebens, welche
schwer zu erklären ist, wenn man nicht die Mitwirkung von Gebräuchen und Überlieferungen
voraussetzt, die sich an die Bebauung des Bodens knüpften. Den Höhepunkt seines Glanzes
erreichte derselbe in dem langen Zeitraum, in welchem die Römer die in strategischer und
volkswirtschaftlicher Hinsicht wichtigsten Küsteirpunkte mit Militär- und Civilcolonien
bedeckten, von dem Meeresufer bis an die zerklüfteten Hochebenen der julischeu Alpeu
hinaufzogen und diese Küsten zur Lieblingssommerfrische mächtiger Geschlechter wurden.
Die Lobsprüche, die Plinins dem iftrischen Öl spendet, zeugen für eine große Ausdehnung
von Olivenpflanzungen und für eine rationelle Art der Ölgewinnnng. Die Überreste einer
großen Olivenwaldung, welche im Centrum der Halbinsel und auf den westlichen Hängen
der Berge Vena und Caldera noch vorhanden sind, stammen jedenfalls aus einer weit
entfernten Zeit. Auch der von Plinius gepriesene Trebbiauer reift noch immer seine goldenen
Trauben auf den Geländen des Monte Maggiore. Als bezeichnendstes Denkmal des
römischen Ackerbaues hat sich hier der Pflug erhalten, welcher Mang olino genannt wird
und mit demjenigen übereinstimmt, der die Felder des Tiberthals durchfurcht und in
Perugia und Foligno unter dem Namen Pert icara bekannt ist. Es ist dies der istrische
Pflug ohne Räder mit langer Deichsel für zwei Stiere. Auf den romanischen Äckern bei
Pola und Parenzo wird kein anderer Pflug benützt. Ein zweiter römischer Typus mit
zweischneidiger Pflugschar und folglich auch mit zwei Rüstern ist jetzt in Jstrien nicht
mehr im Gebrauch; kürzlich wurde, ein Meter tief unter einem alten Eichenstrunk, auf
der römischen Straße nach Rovigno, unweit von derjenigen zwischen Trieft und Pola,
eine solche eiserne Pflugschar gesunden, welche im Istituto aZrario provineiale in Parenzo
aufbewahrt wird. Zwei andere ähnliche Pflugschare, welche in den Gebieten von Abrega
und Montona gefunden wurden, sind im Besitz des provinzialen historischen Museums.
Der Pflug mit Rädern, in Jstrien Piovina genannt, wird nur zum Ackern von hartem
Boden gebraucht, wozu vier bis sechs Zugstiere uöthig sind. Er ist mit dem Radpflug des
oberen Etfchthals identisch, welchen schon Plinius erwähnt, indem er ihm celtischen
Ursprung zuschreibt und die Rhäter als seine Erfinder bezeichnet. Die Glanzzeit des
Ackerbaues in Jstrien dauerte noch lange, auch nach dem Stnrz des römischen Reiches,
da die Einfälle der Barbaren diese Halbinsel, welche abseits von den großen Straßenzügen
lag, nicht berührten. Eassiodorins, der Minister des Theodorich, preist noch den blühenden
Zustaud des istrischeu Landbaues, uud auch die Gründung zahlreicher Benedictinerklöster
in allen Theilen Jstriens vor dem Jahre 1000 weist auf die Verbreitung rationeller
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch