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Küsten, welche sich im Golf voll Trieft zwischen Mnggia und Piranv spiegeln, machen
den Eindruck von Gärten. Hier blüht die Gartenkunst, welche ihre Produete (Erbsen,
Bohnen, Kartoffeln, Paradiesäpfel, Artischocken, Spargel, Erdbeeren, Melonen n. s. w.)
zu früher Reife bringt und in Trieft ein günstiges Absatzgebiet findet. Pirano und Rovigno
nehmen — Dank ihren ausgedehnten Olivenpflanzungen — den ersten Rang ein sowohl
in Bezug auf die Bodenfläche als auch auf das Erträguiß der Gärteu.
Mit Rücksicht auf das Ackerland steht in erster Linie, in Bezug auf Areal wie auf
Erträguiß, Pola, während Bolosea und Lussino in letzter Reihe zu stehen kommen. Ans
dem Hochplateau des Karst wird ungefähr ein Biertel des Ackerlandes im Herbst mit
Weizen und Roggen besäet, auf weiteren zwei Drittheilen werden im Frühling Hafer und
Kartoffeln gebaut, der Rest theilt sich zwischen der Cultur von Gerste und Küchen-
gewächsen. Als zweite Aussaat uach dem Roggen folgen zum Theil gelbe uud rothe
Rüben, während in den Kartoffelfeldern auch Bohnen wachsen. In dem übrigen Theil
der Provinz ist der gemischten Cultur (Wein, Oliven, Maulbeer- und Obstbänme) ein
größeres Gebiet als dem Ackerbau eingeräumt, in welchem mit seltenen Unterbrechungen
Weizen und Mais sich regelmäßig ablösen. Auf der Küste von Muggia bis Salvore ist ein
bedeutender Theil des anbaufähigen Landes von Gemüsepflanzungen bedeckt.
Au Grasland ist Jstrien sehr arm: auf acht Theile Ackerland kommt ungefähr ein
Theil Wiesen. Um dem Futtermangel abzuhelfen, muß daher auch der Wald das Seiinge
beitragen. Reich an Weiden sind die qnarnerischen Inseln, ferner anch die Distrikte von
Pingnente, Albona, Castelnnovo und Capodistria. Die Wälder liefern 20 47 Procent der
gesammten Bodenrente; die erste Stelle nimmt der Distriet von Parenzv ein. Der
istrische Wald hat eine traurige Geschichte, welche mit den Schicksalen der Landwirth-
schaft Jstriens eng verknüpft ist. Durch die allgemeine, um die Mitte des XV. Jahrhunderts
erfolgte Berwüftnng der ausgedehnten Waldungen des Karstes wurde die Höhengrenze
des Olivenbaues in den Distrieten Capvdistria und Pirano bedeutend hinabgerückt und die
Sterblichkeit der Ölbäume, über welche man schon im daranssolgenden XVI. Jahrhundert
genaue Angaben in den Berichten der venetianischen Lieferanten findet, wurde sehr groß.
In den Berichten über den Viehstand nimmt den ersten Rang das Kleinvieh mit
255.436 Schafen und 1.747 Ziegen ein. Beim Nahen des Winters steigen ungefähr
14.000 Schafe vom Karst zu den Küstenweiden hinab, um mit dem Eintreten der milden
Jahreszeit wieder ins Gebirge zurückzukehren. Auf der Insel Cherso weiden mehr als
40.000 Schafe während des ganzen Jahres Tag und Nacht unter freiem Himmel ohne
schützendes Dach. Auf deu Juselu des Quarnero ist ungefähr die Hälfte der Wiesen von
Kleinvieh bedeckt, welches sich an dem Salbei, dem Rosmarin uud den anderen aroma-
tischen Kräutern, die in diesem südlichen Klima wachsen, gütlich thut.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Das Küstenland, Volume 10
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Das Küstenland
- Volume
- 10
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1891
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.63 x 22.44 cm
- Pages
- 390
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch