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Wechsel der Erscheinungen, an Farbenpracht und Fremdartigkeit der Bilder messen können.
Wie in Sprache und Volkstümlichkeit, so fließt auch in den Erscheinungen der Natur hier
Ost nnd West in einander über.
Erinnern die ausgedehnten Ölhaine, die Pinien, die neben so manchem weißen
Landhans auf den Vorgebirgen stehen, an den südlichen Theil der Halbinsel jenseits der
Adria, so setzen viele andere Gegenden mit ihren kahlen, das grelle Sonnenlicht zurück-
werfenden Berghängen, auf welchen nur hier und da das düstere Dunkel einer Grnppe von
Steineichen oder Johannisbrot-Bäumen eine Unterbrechung bildet, mit all ihren Umrissen
und ihren grellen Farbentönen eine wahrhaft biblische Landschaft zusammen. Unbe-
schreiblich ist die Glut, die am Abend auf diesen nnbeschatteten Bergen liegt, nicht minder
unbeschreiblich das Smaltblan, welches, von einem weißen Schaumstreifen abgegrenzt sich
um die bleichen Küsten und Felseneilande herumlegt. Eiueu Julitag muß man gesehen
haben mit seinem lichten Rosaduft, der sich über die Küste wie über die Inseln hin aus-
breitet und iu welchem Festland wie Meer, ferne Segel und nahe Klippen sich aufzulösen
scheinen. Eine Felskuppe nach der anderen taucht für denjenigen, der auf dem Meere
fährt, aus deu Wellen auf und eine Fahrt durch diese überfluteten Thäler, die man Canale
neuut, wird sich niemals aus der Erinnerung eiues Reisenden verwischen lassen.
An landschaftlichen Prachtstücken seien hier insbesondere die Fälle der Kerka bei
Scardona, dann die Umgegend von Ragusa und den Bocche di Eattaro hervorgehoben.
Eine Umgebung, wie die der Omblaqnelle oder die der nördlichen Mündnng des Kanals
Le Eateue in den Bocche, wo der bekannte „Kreuztrichter" des Vierwaldstätter-Sees auf
die Verhältnisse des Meeres übertragen und sowohl in Bezug auf die Ausdehuuug der
Wasserfläche, als iu Bezug auf die Felsumraudung demgemäß verändert erscheint, gibt es
in Europa nicht mehr.
Wenn mau sich mitten auf der nördlichen Adria befindet, so erblickt man zwei
Höhen, die in bläulichem Duft anstrebend den Gesichtskreis begrenzen. Die eine ist der
Monte Maggiore, die Hochwarte von Jstrien. Die andere, beträchtlich höher, ist der
Velebit, der Grenzwall zwischen den Königreichen Dalmatien und Kroatien.
Jedem, der einige Zeit an den Küsten Dalmatiens oder anch Jstriens gelebt hat,
bleibt es in der Erinnerung, wie oft die Augen der Einheimischen am Velebit haften.
Gerne geschieht dies am Abend, wenn von Westen her die Sonne gegen die kahlen
Abstürze scheint, daß dieselben rosig aufglühen und weithin im Meere sich spiegelnd
wiederleuchten. Am grellste» erscheint diese Farbenwirkung in der trockenen Luft eines
klaren Winterabends, Einen anderen Eindruck bringt der Velebit auf die Beschauer hervor,
weuu sich Wolken von Norden her auf ihm ansammeln. Dauu ist er mit einer weithin
gezogenen Meeresklippe zu vergleichen, deren Rand von einer weißen Schaumwoge
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch