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und wer zur Winterszeit in den öffentlichen Gärten von Zara gegen Abend gegangen ist,
erinnert sich an die Glutmauer, die dieses Gebirge im Strahl des sinkenden Gestirns
darstellt. Der felsige Boden ist übrigens nicht schlecht bebaut. Man erblickt allenthalben
in vFracle (Steineiusriednngen) Öl-, Mandel- und Kirschbäume. Berühmt sind die
Weichsel» dieses Grundes, aus welchen die Betriebsamkeit der Zaratiner den viel gekannten
Maraschino bereitet. Mauern, aus Findlingsteinen zusammengetragen, übereinander
gethürmte Haufen von Steinen, die man von den Feldern abgelesen hat, Feigenbäume
uud Reben, welche sich von der rothen Erde abheben, im Norden der Velebit, im Westen
die Berge der Inseln, die jenseits der Meereskanäle sich erheben, das ist das Merkmal
dieses Landstrichs bis gegen Sebenico und Scardona hin. Man hat einige Mühe, sich
diese kaffeebraune Erde zwischen den grauen Steinen als das Verwitternngserzeuguiß
eben dieser letzteren vorzustellen. Denn die Blöcke sind Kalk nnd die rothe Erde ist ein
Gemenge von Kieselsäure-Eisenverbindungen, nicht selten auch Bohnerz einschließend. Um
es zu begreifen, wie diese Erde aus jenen Felsen hervorgehen kann, mnß man sich die
Macht der Atmosphärilien, die Erosion und das Wirken unermeßlicher Zeitläufe vor-
stelle». In jedem dieser graue» Blöcke steckt ein Bestandtheil jener im Wasser unlöslichen
Verbindungen. Er ist aber so winzig, daß die Auslaugnug einer großen Masse erst eine
kaum sichtbare Menge dieser rothen Erde ergibt. Man kann sich also nur, wenn man die
Einbildungskraft spielen läßt, einen Begriff davon machen, welche Mengen des grauen,
jetzt verschwundenen Gesteins durch die Niederschläge bearbeitet werden mußten, bis so viel
rothe Erde an den geschützteren Stellen der heutigen Oberfläche des Landes zurückblieb.
Eine eigenthümliche Erscheinung ist der südöstlich von Zara, unfern Zara Veechia, dem
alten Biograd, gelegene, 12 bis 15 Kilometer lauge, flache, zum Theil versumpfte See,
welcher, wie mehrere Gewässer in unseren südslavischen Ländern, den Namen Vrana
führt, was auf rabenschwarze Farbe hindeutet, die ihm freilich nicht Jeder zuerkenucu
wird. Wohl aber läßt sich sagen, daß die Ufer mit ihren Mücken und Fieberlüften wenig
Einladendes bieten und auch das Wasser so salzig wie das des nahen Meeres schmeckt,
mit welchen es wohl in irgend einer Weise zusammenhängt. — Einst erbauten hier die
Maltheserritter ein Schloß, von welchem noch Überreste vorhanden sind, dessen sich später
die Tempelherren, endlich die Türken bemächtigten. Von den Türken kam das alte Mauer-
werk mit der ganzen Gegend in die Gewalt der Venetianer.
In gleicher Gestaltung zieht sich die Küste von Zara weg über Sebenico hinaus bis
zur wundervollen Riviera der Sieben Kastelle, weiter einwärts im Lande aber noch bis
Klissa (Klis) und noch viel weiter südwärts. Erst gegen die östlichen Gebirge hin, zu deueu
kühlere Hochflächen ansteigen, gewinnt die Landschaft hier und dort, doch immer wieder von
ähnlichen Karstschanstücken unterbrochen, ein anderes frischeres, fast nordisches Aussehen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch