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trvtzes. Jenseits der Spitze Kobila verbreitert sich der Kanal, und man erblickt das alte
Casteluuvvo, einst die Hauptstadt des Herzogthums des heiligen Sabbas, welches später
Hereegovina hieß.
Das Ufer von Castelnuvvo und des Klosters Savina mit seinen Steilhängen,
fließenden Wässern, Buchenbeständen, erschließt sich dem Mittag und seinen Lüsten,
während andere Winde durch den Wall abgehalten werden. Darum tritt aber anch hier
der Orangenbaum, welcher von den Insassen so vieler Örtlichkeiten in Anspruch geuommeu
wird, in denen er nur mit Hilfe des Ofens die Winter überdauert, zur Freude des
Südlaudfahrers zum ersten Mal mit seiner glänzenden Goldfrucht an das Ufer der stillen
blauen See, den Spiegel des Hochgebirges. Die Wärmeverhältnisse im Winter sind hier
denen des gerühmten Ajaecio auf Corsiea gleich und die Durchschnittswärme des Januar,
als des kältesten Monats, ist eben so hoch als die Durchschnittswärme des ganzen Jahres
zu Prag. Weiterhin verengt sich der Fjord der Boeche di Cattaro abermals zu dem nur
300 Meter breiteu, doch 2.325 Meter langen Engpaß der Catene — so genannt vvn
den Ketten, welche im Zusammenhang mit einer Sperrbefestigung den Zugang zu der
inneren Bucht abschlössen. Vorher sieht man ans dem östlichen Ufer die kleine Ansiedlnng
Teodo, deren Strand weinberühmt ist vor allen anderen Rebengründen Dalmatiens. Der
Marzenim von Teodo gilt als ein lieblicheres und feurigeres Getränk selbst als die viel-
gepriesene Rosa von Almisfa. Hat man die Enge der Catene hinter sich und ist man im
Angesicht der grünkuppligeu Jnfelkirche von Perasto, so tritt die Ähnlichkeit mit jenem
gewaltigen und so oft gefeierten See der Hochalpen besonders wirksam und ergreifend vor
die Augen. Diese Stelle ist der „Kreuztrichter" der Boeche. Im Norden steigen die grauen,
kahlen Höhlen der Krivosije auf, an ihren Fuß hingedrängt Rifano, die uralte Ansiedlnng
des Rhizonaeus Siuus der Jllyris Barbara.
Dort, wo sich die Bucht gegen Ost und Südost hin umbiegt, stehen die weißen
Häuser vou Perasto uud weiter hinein zu Perzaguv uud Sobrota, ein klassisches Hochthal,
dessen Sohle von grünblauer Meerflut überwallt wird. Viele Mvuate im Jahr glänzen
auf die Ölbänme und auf die immergrünen Pfriemen der Ginsterbüsche nnd hohen
Rosmarinsträuche des Ufers die Kuppen schneebedeckt herab. Ein seltsamer Gegensatz
trennt die räumlich so uaheu Gestade vou dem darüber aufgethürmteu Stufenland mit
seinen kleinen Karsthochflächen und „Poljes", die kahlen Kessel von Ledeniee und Dragalj,
von der Pazua mit dem Crien (1.895 Meter), dem eulminirenden Gipfel Dalmatiens,
überragt, ein Kuezlae und Ubli mit seinen Bergsöhnen von den reinlichen Häuserzeilen des
Gestades, vor denen die Ulmen, Platanen und Cypreffen stehen und in deren sauberen
Gemächern mancher weitgereiste Seemann, auf bescheidene Wohlhabenheit gestützt, vvn
den Mühen seiner Fahrten ausruht.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch