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Die Wirren, die nach dem Tode Diocletians (313) im römischen Reiche entstanden,
wirkten auch auf Dalmatien schädigend ein. Constantin der Große hatte zwar die ein-
dringenden Gothen und Sarmaten siegreich zurückgetrieben, jedoch wirkte es sehr nach-
theilig auf die Sicherheit des damals noch blühenden und reichen Landes, daß er die
Diocletianische „Militärgrenze" aufhob.
Ein Neffe Coustautins hieß nach seinem Geburtslande Dalmacius und wurde nebst
seinen Vettern auch zum Cäsar angenommen. Doch wurde Jllyricum nicht ihm zur Ver-
waltung übergeben, sondern dem jüngeren Sohne Constantins, dem Constans, der bald
alleiniger Herrscher des ganzen Westens wurde. Der dalmatinische Präses Fl. Julius
Rusinns Sarmeutius pries ihn als den glücklichsten aller Kaiser, er wurde jedoch von
den Legionen erschlagen und in Dalmatien Valerianns zum Kaiser ausgerufen, der aber
bald darauf starb. In dem nun ausgebrochenen Bürgerkriege zwischen den Thron-
prätendenten hatte auch Dalmatien viel zu leiden. Noch größere Umwälzungen begannen
mit dem Vordringen der Gothen im Jahre 375 und dem Auftreten der Hunnen, womit
eine traurige Periode für das Land begann und die Vorgeschichte Dalmatiens ihren
Abschluß findet.
Zur Vervollständigung dieses geschichtlichen Bildes erübrigt nur noch eine Skizze
des politischen und kulturellen Lebens während der römischen Zeit. Dieselbe Politik, die
sich in allen eroberten Ländern bewährte, wurde von den Römern auch in Dalmatien in
Anwendung gebracht. Sie fanden hier die bereits beschriebene illyrische Organisation vor,
mit welcher sie rechnen mußten, wenn sie den erbitterten Widerstand der Jllyrier nicht noch
verstärken wollten. Die Eintheilnng in Decnriae, Civitates und Conventns, wie sie uns
Plinins beschrieben hat, bestand schon einigermaßen vor den Römern. Auch begegnen wir
schon vor der Organisation Dalmatiens als römische Provinz im Lande einigen Städten,
welche griechische oder römische Institutionen mit ihren Magistri und Quaestores besaßen.
Dem kaiserlichen Statthalter unterstanden unmittelbar die drei politischen Con-
ventns von Scardona (nördlich des Titns), Salona (zwischen dem Titns uud Naro) und
Narona (südlich des Naro), in welche Dalmatien eingetheilt war. Jeder von diesen drei
Verwaltungssprengeln hatte eine repräsentative Vertretung sämmtlicher Bürger eines
jeden Couveutus, also eine Art Landtag, der jährlich einmal vom Statthalter einberufen
und geleitet wurde, in dem vom Couveutus erbauten ,?i-aetvi-iuin« oder Landhaus. Der
Statthalter fnngirte in den Provinzialversammlnngen auch als Richter zweiter Instanz in
jenen Streitsachen, welche früher schon vor die Stadtvorsteher (vuumviri iure äieuncio)
gebracht worden waren. Ihm unterstanden alle Zweige der öffentlichen Verwaltung, die
Anlegung und Erhaltung der Straßen, sowie der Schutz der Grenzen. Neben ihm bestand
in Dalmatien als oberster Finanzbeamter ein ,?rocui-atoi- ^uFUZti", der wegen des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch