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erkennen und in ihrer ganzen Länge von circa 4 Kilometer verfolgen kann. Salona war
nämlich schon zur Zeit der Bürgerkriege eine befestigte Stadt, nur hatte sie damals noch
keine steinernen, sondern nur hölzerne Thürme. Erst znr Zeit des Kaisers Marcus Aurelius
wurden die Stadtmauern ausgebessert und an dieselben viereckige Thürme angebaut, deren
man noch vor kurzein über 80 constatiren konnte. Als später Salona schon dreimal von
den Barbaren eingenommen worden war, entschloß man sich um 400 an der dem Feinde
am meisten ausgesetzten Nordostseite vor die viereckigen noch keilförmige Thürme, einfache
oder doppelte, anzubauen, die noch jetzt sichtbar sind. Im Westen der Stadt zieht sich
längs der Straße eine starke Mauer fort, die wahrscheinlich zur Vertheidigung der Hafen-
anlagen diente. Salona bestand aus einem älteren westlichen und einem jüngeren östlichen
Theil, welche beide noch jetzt durch eine Mauer getrennt werden; es besaß vier Thore,
nämlich je eines im Westen, im Norden, Nordosten und Osten. Außerhalb der Umfassungs-
mauern gab es aber noch zahlreiche Häuser, so daß Constantinus Porphyrogeneta behauptet,
Salona wäre halb so groß gewesen wie Constantinopel.
Wie jede größere römische Stadt besaß auch Salona sein Theater, Amphitheater,
Bäder, Begräbnißplätze u. s. w. Das Theater lag im Südwesten der Stadt; jetzt ragen
nur noch einige Bogen über der Erde empor. Vom Amphitheater hingegen erkennt man
die ganze Peripherie, aber nur der großartige Eingang ist ganz bloßgelegt worden; das
übrige ist mehr minder zerstört. Die Wasserleitung führte ans der Quelle des Jaderflufses
theils durch unterirdische Gallerien und dann in Bleiröhren, die in den Umfassungsmauern
selbst eingemauert waren, zu den einzelnen Häusern und Bädern. Wie an den Straßen
von Rom und Pompeji oder längs der Stadtmauer standen auch in Salona vor den
Thoren oder längs der Mauer zahlreiche Grabdenkmäler und namentlich im Nordwesten
lag ein Begräbnißplatz, von welchem 16 Sarkophage bis jetzt entdeckt wurden. Salona
war der Sitz aller Provinzialbehörden Dalmatiens.
Wie zahlreiche Inschriften, Statuen und Reliefbilder — darunter der schöne Votiv-
stein mit dem Basrelief der Göttin Diana und der Kopf des jungen, durch Schädelbau und
Gesichtszüge an den lysippischen Apoxiomenos erinnernden Herakles aus den Ruinen von
Aeqnnm — beweisen, war das römische Religionswesen in Salona nnd sonst in Dalmatien
stark entwickelt. Sehr früh aber schon wurde das römische Heidenthum vom Christenthum
verdrängt, dem die günstige Lage Dalmatiens zwischen Byzanz und Rom Eingang im
Lande verschaffte. Nach frommer Überlieferung haben die Apostel Petrus und Paulus
auf ihrer Reise nach Rom Dalmatien berührt. Historisch festgestellt ist, daß der heilige
Titus im Jahre 45 nach Dalmatien zur Verkündigung des Evangeliums geschickt wurde
und daß ihm andere Glaubensboten (Hermes, Lnkas der Evangelist, Clemens, Apollinaris)
folgten. Aber als der eigentliche Begründer des Christenthums in Dalmatien muß der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch