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angedeihen ließen, und Dank den freundlichen Beziehungen zu den benachbarten slavischen
Fürsten ihre Selbständigkeit behaupteten, ihre municipalen Einrichtungen ausbildeten und
ihr Gebiet ansehnlich erweiterten.
Venedig jedoch sah dieser Ordnung der Diuge nicht müßig zu. Zwar saud der
Doge von Venedig, Ordelafo Falier, welcher mit Hilfe des Kaisers von Constantinopel
Zara einnahm, hierauf auch Belgrad und Pago eroberte, gegen ein ungarisches Heer,
welches die im Kastell von Zara eingeschlossene Besatzung befreien sollte, den Tod (1117);
dennoch mußte die ungarische Besatzung capitnliren und der Banns von Kroatien, der den
Feldzug leitete, hob die Belagerung auf. Hierauf rückten die Venetianer gegen Sebenico,
dessen festes Kastell sie zerstörten; die Nachricht von diesem Ereigniß veranlaßte auch
Trau uud Spalato, sich wieder unter den Schutz Venedigs zu stellen.
Vergebens suchte der Papst dem Lande einen dauernden Frieden zu verschaffen.
Vielmehr kam es jetzt zu einem Zerwürfniß zwischen Venedig uud Constantinopel, als der
griechische Kaiser (1118) aus Eifersucht gegen den ausblühenden Handel der Venetianer
mit der Levante die übliche Bestätigung der goldenen Bnlle versagte und im Gegentheil
den König von Ungarn in seinem Streben nach dem Besitze Dalmatiens begünstigte. In
Abwesenheit der venetianischen Flotte, die gerade damals vor Joppe lag, eroberte
Stephan II. Tran und Sebenico, worauf alle übrigen Städte — mit Ausnahme von
Zara, welches eine venetianifche Besatzung hatte — sich der Krone des heiligen Stephan
unterwarfen (1124). Indeß eilte der Doge mit der Flotte, bei der sich auch die Schiffe
der dalmatinischen Inseln befunden hatten, aus dem Orient herbei und griff, ungerührt
dadurch, daß die Sarazenen das Land überfallen, Tran eingeäschert und die Einwohner
zur Flucht iu die Zagorie gezwungen hatten (1125), Sebenico an, erstürmte es, verfolgte
die Besatzung des Ortes bis vor die Thore Belgrads und scheuchte sie auch von hier auf,
indem er sich kein Gewissen daraus machte, die unglückliche Stadt zu zerstören, deren
Bevölkerung, ihr Heil in der Flucht suchend, die Einwohnerzahl von Sebenico und
Scardona vermehrte, so daß der letztere Ort — dem dieser Zuwachs besonders zu Gute
kam — wieder, wie früher, zu einem Bischofssitz wurde. Dalmatien wurde so abermals
veuetiauischer Besitz.
In der Folge gewannen die Ungarn Spalato (1141), Trail (1151) nnd Sebenico
(1167) wieder, aber Zara, Veglia, Arbe, Ossero, Lesina, Brazza, Lissa blieben noch
immer in den Händen der Venetianer, welche, nm diese Besitzungen vor jeglichem Einfluß
Ungarns zu bewahren, sie zuerst (1153 bis 1154) unter die geistliche Jurisdiktion von
Zara, welches daher zu einer erzbischöslichen Residenz erhoben wnrde, nnd dann nnter
diejenige von Grado stellten. Ragusa, welches sich des nominellen Schutzes vou Byzauz
und der Freundschaft der benachbarten Slavenfürsten erfreute, kam der Gefahr eines
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch