Page - 107 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Dalmatien, Volume 11
Image of the Page - 107 -
Text of the Page - 107 -
107
verstand, mit jedem Winde zu segeln, setzte die Stadt Zara in Kriegsbereitschaft und
harrte der kommenden Dinge. Die Demokraten Venedigs machten allerdings den Versuch,
Querini auf ihre Seite zu ziehen, aber dieser blieb reservirt und erklärte, die von Venedig
aus delegirteu Commissäre gar nicht landen lassen zu können, da dies sowohl unter dem
Volke als unter den Truppen einen Aufruhr verursachen würde. Insgeheim unterhandelte
er aber mit dem Wiener Hofe und erklärte sich bereit, die stark befestigte Stadt den öster-
reichischen Truppen auszuliefern. Auch in den übrigen Städten war man zur Überzeugung
gelangt, daß nur Österreich die durch die Franzosen bedrohte christliche Religion retten
könne, und daher wurden überall Abgesandte gewählt, welche an den Stufen des Thrones
den Eid der Treue im Namen aller Dalmatiner ablegen sollten.
In diesen Tagen war zu Passeriano die Abtretung Jstriens und Dalmatieus an
Österreich bereits entschieden worden, und da die Nachricht von den anarchischen Zuständen
in Dalmatien bis nach Wien gedrungen war, so wurde in aller Eile zu Trieft uud Zengg
ein Oceupationscorps von 4.000 Mann unter dem Befehl des Generals Matthias von
Rnkavina eoueentrirt. Am 30. Juni 1797 traf Oberst Casimir mit drei Bataillonen
Infanterie und einer halben Escadron Kavallerie in Zara ein, wo er festlich empfangen
wurde. Am 2. Juli leisteten alle Einwohner der Stadt in der Loggia den Eid der Trene.
Die durch ungünstiges Wetter lang aufgehaltene Flotille, welche schou am 25. Juni den
Hafen von Trieft verlassen hatte, langte erst am 5. Juli vor Zara an. Unter den
enthusiastischen Zurufen der dichtgedrängten Menge und dein Donner der Kanonen wurde
General Rnkavina vom Erzbifchof Johann Earfaua, dem Provveditore Querini und allen
Civil- nnd Militärbehörden am Landungsplatz empfangen. Nach dem Dankgottesdienst
in der Simonskirche erklärte Rnkavina von der Kanzel herab den Zweck seiner Sendung
und ermähnte die Anwesenden, ihrem Eide treu zu bleiben; noch am selben Tage wurde
eine Proclamation erlassen, in welcher die Anerkennung sämmtlicher Privilegien und
Gerechtsame des Landes zugesichert wurde. Hierauf wurde uuter allgemeiner Rührung die
alte venetianische Fahne abgenommen und an ihrer Stelle die kaiserliche Standarte gehißt.
Nachdem Rukaviua die nothwendigsten Vorkehrungen zur Aufrechthaltung der Ruhe
und Ordnung getroffen, schritt er zur Besitzergreifung der übrigen dalmatinischen Städte.
Die Infanterie, von Oberst Casimir geleitet, schlug deu Landweg ein, während Rukaviua
mit seinem Generalstab die Reise zur See fortsetzte. Überall wurde» unsere Truppen
enthusiastisch empfangen, galt doch Kaiser Franz II. als der Beschirmer der Religion und
als der Nachfolger der ungarischen Könige, deren Herrschast nicht ganz aus der Erinnerung
des Volkes und besonders des Elerns gewichen war. Fast in allen Ortschaften pflegte
General Rnkavina nach dem üblichen Gottesdienst die Kanzel zu besteigen, um nach
einer passenden Ansprache dem dichtgedrängten Volke den Eid der Treue abzunehmen,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch