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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Dalmatien, Volume 11
Page - 126 -
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126 uugemeiu stark unterscheiden. Bei alledem ist das Volksleben im ganzen Lande ein gleich- artiges, die Städte allein ausgenommen, in welchen die Herrschaft des venetianischen Cultureinflusses stärker zur Geltung kam. Das heitere Meer, die steilen und nackten Gebirgshöhen, die prächtigen Golfe, Gestade und Kesselthäler, der herrlich schimmernde Himmel, die ganze wundersame Natur, der fortwährende Kampf mit Meer und Winden: dies Alles mußte auf die Charakterbildung des Volkes den größten Einfluß üben, es beflügelte seine Phantasie, die in zahllosen, zum Theil herrlichen Liedern Ausdruck findet. Sowohl der Dalmatiner als die Dalmatinerin singen ohne Unterlaß, denn wer da singt, denkt nicht auf Böses (tko ne rnisli). Zieht einer allein durch eine einsame Gegend, so stimmt er ein Lied an: „Sing', Genosse, daß der Berg dich höre — Und im Berg die Vila goldenhaarig." Zieht er auf eine Hochzeit, so läßt er ein Hochzeitslied erschallen: „Nach dem Mädchen ich vergeh', o Mutter! — Gib sie mir, auf daß du Guade findest". Setzt er sich ans Feuer, dann ergreift er die Gnsle (Geige) und läßt ein Helden- lied, z. B. von Kraljewitfch Marko, erklingen. Beim Gelage in fröhlicher Gesellschaft muntert er zum Trinken an: „Schande ists zu trinken ohne Singen; — Laß denn, Bruder, uns eiu Lied anstimmen." So läßt anch die Wasserträgerin ihr Lied ertönen: „Daß ich, ach, ein kühles Bächlein wäre, — Wüßt ich Junge wohl, wo ich entspränge, — Nah' an meines Heißgeliebten Hofe;" und die Schäferin, wenn sie ihre Herde zur Weide treibt, singt: „Ebnes Feld, ich bin dir gram und böse, — Weil mein Liebster über dich hinweg ging!" So singt auch die Schnitterin und Weinleserin, so der Ochsentreiber und überhaupt Alles ohne Unterschied, sei es zu Hause, sei es draußen, sei es bei Tag oder des Nachts. Für das Begräbniß existiren besondere Klagelieder, Volkselegien, in welchen aus dem Munde der einfachsten Bäuerin solch dichterischer Schwung erklingt, daß Tommaseo sagen konnte, es liege in ihnen „il piü keconckv tesoro 6i tutte ls linAue". Ein ganz besonderes Kennzeichen des Dalmatiners ist die Gastfreundschaft; begegnet er einem Fremden, so entbietet er ihm zuerst seinen Gruß und begleitet ihn, falls jener des Weges nicht knndig ist, streckenweit. Solange der Gast im Hause weilt, gilt er den Hausinsassen für etwas Sacrofanetes; Niemand wird ihm da eine Unbill znfügen, ihn bestehlen oder auch um was immer für einen Preis in der Welt verrathen. Außer den Bekennern des griechisch-orientalischen Glaubens, die sich selbst Orthodoxe (pravoslavni) nennen, bekennt sich fast die gefammte übrige Bevölkerung Dalmatiens zum römisch-katholischen Glauben, an dem der Dalmatiner mit allen Fasern seines Herzens festhält. Au Sonn- und Feiertagen besucht er gern die Kirche, um der Messe beizuwohnen und Gottes Wort zu vernehmen; hat er ab und zu keine Gelegenheit, das letztere zu thuu, dauu meint er, er sei blos bei einer „trockenen Messe" gewesen. Außer der Mutterkirche
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Dalmatien, Volume 11
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Dalmatien
Volume
11
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1892
Language
German
License
PD
Size
15.54 x 21.83 cm
Pages
370
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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