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niemals in das gerade Gegentheil „erna" (die schwarze) umschlägt, was sonst in der
slavischen Mythologie bemerkbar ist: LiMikoZ und
Die Geistlichkeit müht sich ab, das Volk diesem Aberglauben abwendig zn machen;
es gibt heutzutage wohl kaum eiueu Pfarrer, der nicht das Gewitterläuten tadelte und dem
Volke darlegte, daß das Läuten durch die Lufterschütteruug den Blitz eher anziehe und
deshalb gefährlich sei. Doch umsonst. Vom Länten abgesehen, sieht man im Sommer,
wenn Hagel die Weinberge zu überschütten droht, hier und da die Landleute gegen die
dunklen Wolken zerstoßenen Knoblanch und Salz schleudern; anderswo schießt man aus
Gewehreu, welche mit Körnern von geweihtem Wachs nebst einigen geweihten Weizen-
körnern geladen werden. Es wird erzählt, man könne bei solch drohendem Gewitter, falls
mau ueben einem Geistlichen am Kirchenthor steht und init dem rechten Fuß aus deu rechten
Fuß des Priesters tritt, den Höllentensel selbst sehen, der in Gestalt eines furchtbaren
Drachen feiueu Rachen aufsperrt, dessen oberer Theil bis zn den Wolken reicht, der untere
aber auf die Erde gestemmt ist. Allerdings lassen sich die Priester bei solchen Gelegeil-
heiten niemals aus den Fuß treten, da der Betreffende auf der Stelle vor Schreck sterbeu
würde, wenn er den Hölleudracheu erblickte.
Das Volk glaubt auch au die Beschreiuug oder den böseu Blick. Wird eiu kleines
Kind von einem häßlichen Weib mit solchem Blick angeschaut, dauu muß es bald sterbeu:
deuu durch den Blick wird ihm das Herz ausgesogen. Richtet sich ein solcher Blick ans
ein hübsches Mädchen oder einen schönen Jüngling, dann wird sicher die erstere von der
Epilepsie, der letztere vvn der Gicht befallen. Trifft dieser böse Blick einen Ochsen oder ein
Roß, so verliert jener sicherlich ein Horn, dieses einen Huf. Doch versteht eiu Weib mit
solchem Blick auf der anderen Seite auch diese Beschreiuugen durch Kreuze und Gebete,
sonderbare Gefticulationen und Auhauchuugeu zu bannen. Außerdem glaubt man, dieser
oder jener sei deswegen plötzlich erkrankt, weil er auf ein von einem Hunde gegrabenes
Loch getreten sei, in welchem sich dann der Teufel eiugenistet habe; ein anderer wiederum
sei deswegen in eine Krankheit verfallen, weil er auf das ViÄno kolo geratheu sei, wo
Vileu und Hexen ihre Versammlungen und Spiele abzuhalten Pflegen.
Gegen alle diese sogenannten „außerordentlichen Kräfte" fand das Volk außer deu
bereits erwähuteu Mitteln noch ein anderes, ungemein wirksames, den Talisman (?apis),
das ist eiu eiuem Kirchenbuch entrissenes oder daraus abgeschriebenes Gebet, das znr
Abwehr der Beschreiuug, iu Leder eingenäht, Menschen, oder in Blech verwahrt, Ochsen
und Pferden, namentlich Fohlen um deu Hals gehäugt wird. Nicht selten wendet man sich
an den Dorfgeistlichen um dergleichen; widersetzt sich derselbe dem Begehren, so wendet
man sich an einen türkischen (Priester) oder an ein altes Weib, das im Rufe
steht, sich auf die Behebung der Befchreinng oder des Bannes zn verstehen. Findet sich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch