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Licht und Luft nur in geringem Maße ins Haus dringe» könne». Zn großem sanitären
Nachtheil befinden sich meist in unmittelbarer Nähe der Häuser die Stalluugeu, Hürde»
und Höfe für allerlei Vieh. Die Dörfer bestehe» iu den kiavni Xotüii und in den Gebirgs-
gegenden zumeist aus zerstreut liegenden Häusern, im Küstenland jedoch blicken die letzteren
von Vorgebirgen oder Rissen herab; die erstere Form ist eine Folge des übermäßigen
Freiheitszuges, die letztere aber der ehemaligen Furcht vor Seeräubern, um das Dorf
durch seiue Unzugänglichkeit leichter vor unverhofften Überfällen zu wahre».
Der dalmatinische Bauer ist im Allgemeinen kräftig, arbeitsam und ausdauernd.
Seine gewöhnliche Nahrung ist Gerstenbrod, nur selteu uud nur an Feiertagen vergönnt
er sich Weizenkuchen (pvFuöu), Zwickkrapfen (uSlipci), Prijesnac-Kuchen und die aus
Mehl, Butter, Eieru, jungem Käse und Sahue bereitete Cievara. Zum Brod ißt er stets
etwas Gekochtes, am allergewöhulichsteu Kukuruzpoleuta, angemacht mit Öl, Schmalz,
Butter, Sahne, Wein und zuweileu auch mit Honig, ferner Gemüse, Sauerkraut mit
Speck uud Rauchfleisch, sowie frischen und eingesalzenen Fisch. In jedem Hause trachtet
man ein Schwein zu mästen, von welchem man namentlich von Weihnachten bis Fasching
zehrt, während die Schinken aufgehoben werden, um damit einen Freund oder lieben Gast
zu bewirthen. Wein trinkt man, solange solcher im Hause vorhanden ist, sonst muß mau
sich mit Onellwasser zufrieden geben. Im Sommer ist sauere Milch und Essigwasser ein
angenehmes Getränk. Das Eß- und Trinkgeschirr ist bei den Bewohnern der Gebirgs-
gegenden zumeist noch aus Holz, im Küstenland und auf den Inseln ebenso wie in den
Städten aber durchgeheuds irden.
Sowie es im Familienleben der Dalmatiner stehende Regel ist, alle wichtigeren
Angelegenheiten vor ihrer Durchführung im Familienkreise zu berathen, so gilt das
Gleiche auch vou jenen Angelegenheiten, welche ein ganzes Dorf betreffen. Handelt es sich
im Dorf nm ein neues Unternehmen, etwa um die Anlage oder Ausbesserung eines
Weges, einer Kirche, eines Friedhofs, einer Tränke, einer Cisterne, um den Bau eines
Glockenthurms oder die Errichtung eines Altars, um die Anschaffung einer neuen Glocke
oder Fahue, um die Abfchließuug eines Waldes oder einer Weide, um die Überreichung
einer Bittschrift an die Oberbehörde: so werden Sonntags nach dem Hochamt vom Dorf-
vorsteher alle Männer vor der Kirche versammelt, um ihnen die betreffende Angelegenheit
vorzutragen; dort berathschlagt man, spricht für und wider und faßt endlich einen
Beschluß, dem Jeder sich fügen und den er befolgen mnß.
Außer den auf Blutverwandtschaft und Verschwägerung beruhenden Familienbanden
existiren im Volke auch noch einige andere, welche aus Freundschaft, Pathenschaft und
Wahlbruderschaft hervorgehen. Die Pathenschaft (Gevatterschaft) wird dadurch begründet,
daß nian ein fremdes Kind aus der Taufe hebt oder zur Firmung führt. Auf dem Lande
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch