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Flechtet mir mein Haar zusammen,
Leget auf das Haupt den Schmuck mir;
Ruft herzu mir meine Mutter,
Steht recht zeitig auf mir morgen,
Eilt in meinen grünen Garten,
Pflücket dort mir meine Blumen: In die Haare ihn zu stecken,
Meinen Schrein mir auszuliefern,
Wohl mit Silber ihn zu füllen,
Daß ich meiner Sipp' gefalle.
Meinem Schwäher und der Schwieger
Und im Hofe dem Gemal mein.
Mir den grünen Kranz zu wiudeu,
Am Hochzeitstag wird die Braut früh Morgens vollständig geschmückt. Während
man den Kranz für sie windet und ihr denselben aufs Haupt legt, pflegt man ein Lied
zil siugen. Frühzeitig begeben sich die Svaten des Bräutigams auf den Weg, und zwar in
folgender Ordnung: voran geht der Bnklijas (Flaschenträger), eine mit Wein gefüllte
Cntura (Kürbisflasche) mit sich führend; sodann folgt der Fahnenträger mit der Fahne;
der Prvijenae (Bordersvat); nach diesem der Obersvat, der Traupathe, der Bräntigam,
der Fahnenobersvat (stari svst »6 ?astnve), der Hanptbrantsührer (cheverbaSa) oder
der Tischvorsitzende (ckvIimdaSa); der Brautführer (äsevei) uud endlich folgen die übrigen
Svaten (Gäste). Die Führer der Braut sind meist des Bräutigams Brüder, der Ober-
svat ist gewöhnlich ein Onkel oder nächster Vetter. Das Schießen aus Gewehren wird
unnnterbrochen nuterhalten. Kommt der Hochzeitszug an einem Hause vorbei, so bringt die
Hausfrau eine» mit Wein gefüllten Krug nebst einigen Gläsern heraus; alle Gäste trinkeu
der Reihe nach uud werfen zum Dank einige Silbermünzen in den Krug.
Haben sich die Gäste versammelt, so nehmen sie ihre Mützen bis nach der gänzlichen
Beendigung der Hochzeit nicht mehr ab, außer in der Kirche. In der Nähe des Hauses
der Braut entspinnt sich eine Art Kampf: die Svaten der Brant lassen die Svaten des
Bräutigams nicht weiter ziehen, bis zum Schluß die Svateu des Bräutigams ihre
Geguer bezwingen nnd durch deren Reihen ins Haus eindringen. Hier beginnt sie der
Bater des Mädchens auszufragen, woher und wozu sie gekommen seien. Der Bräutigam
uud dessen Pathe antworten: „Wir sind hergekommen, da uns eine Wachtel entflogen ist
nnd sich iu dieses Hans geflüchtet hat." — „Seid Ihr im Stande, sie wieder zn erkennen?"
— „Ja wohl!" Da beginnt der Bater des Mädchens aus dem Zimmer eine Anzahl fremder
Mädcheu eine nach der anderen vorzuführen nnd zu frageu: „Ist vielleicht dies die ver-
lorene Wachtel?" worans die Svaten des Bräutigams alle laut mit „Nein" antworten.
Zum Schluß zeigt der Bater seine eigene Tochter, die Brant, und die Svaten rnsen
einstimmig: „Das ist unsere Wachtel, das ist die von uns Gesuchte: ihre Flügel siud vou
Gold, ihre Füße gelb, ihre Auge» zwei Edelsteine, ihr Mund eine Rvsenknospe, ihre
Wangen wie kleine Äpfel; doch wir wollen mit ihr etwas tanzen, um zu seheu, ob sie uicht
hiukt oder sonst welche Fehler hat." Der Pathe ersaßt sie daraus und dreht sie drei- bis
viermal im Kreise herum. Tau» ruft er dem Brautführer die Worte zn: „Da nimm sie,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch