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Sv rufen sie dem Vater, der Mutter, den Brüder», deu Schwester», der Verwandt-
schaft und den Gästen nach der Reihe zu; jeder Gerufene tritt zum Schrein vor und gibt
ein Geschenk, inehr oder weniger, je nach seinem Vermögen. Zuletzt wird Alles in den
Schrein gepackt nnd geordnet, während die Sängerinnen singen:
Den die Mutter ihr gegeben.
Mittlerweile trinken die Svaten Wein, rauchen und singen paarweise und schießen
nach jeder Strophe die Gewehre ab. Darauf stimmen sie irgend ein Heldenlied an uud
schließen:
Daranf springen von den Svaten einige herzu und machen sich anheischig, den
Schrein zu tragen, falls nicht schon im voraus andere Leute dazu ausersehen sind. Die
Hausfrau aber setzt sich auf den Schrein nnd liefert ihn nicht ohne Lösegeld ans. Man
beginnt mit ihr zu unterhandeln, bis ihr endlich der Bräutigam ein Kopftuch (oder einen
Thaler), die Braut aber ein Paar Strümpfe oder ein Tüchel gibt. Daraufhin wird der
Schrein aufgehoben, mit Confect, Rauschgold und Weizen beworfen und dabei Wein
getrunken. Der Obersvat ruft: „Kurz sind die Tage, weit unsere Wohnhäuser; brechet daher
auf, Ihr Svaten, und das Mädchen besteige das Pferd!" Diesen Worten muß mau
Gehorsam schenken, deßwegen gehen die Neuvermählten zu Vater, Mutter und Hauswirth,
um Abschied zu nehmen nnd sich deren Segen zu erbitten. Sie fallen vor den Eltern auf die
Kniee, umringt von einigen Gästen, welche Brodschnitten über deren Köpfen halten. Man
reicht ihnen einen Becher Wein und sie trinken zu: „Auf Deine Gesundheit, lieber Vater!"
Der Vater nimmt das Glas, trinkt und stellt die Frage: „Was wünschet Ihr, gute Braut-
leute?" Sie antworten: „Von Gott den Segen, von Dir ein gut Gebet." — „Gebe Euch,
liebe Kinder, Gott seinen Segen! Segne Euch der himmlische Vater und der König der
Erde, sowie ich, der große Sünder, Euch segne!" — „Amen, o Gott!" rufen die Herum-
stehenden und schlagen die Brautleute mit den Brodschuitteu auf den Kopf, was sich bei
jedem einzelnen Segensabsatz wiederholt. „Welche Reise immer Ihr unternehmen möget,
Sehet da den Schrein der Braut stehn.
Angefüllt mit schönen Kleidern,
So von Linnen, wie vom Tuch auch.
Sowohl weißen als gestickten,
Doch am meisten mit dem Segen, Und sie bittet ihren Pater,
Daß er ihr den goldnen Ring geb',
Mit dem er sich so gebrüstet.
Daß auch sie sich damit brüste
Bei der Sippe uud Verwandtschaft.
Jetzt zur Ehre des erhab'nen Gottes!
Helfe Gott uns, der Allmächt'ge,
Und Maria auch, die Jungfrau,
Die geboren hat den Gott!
Sowohl Wein als Stirne
Bleib uns heil und froh, froh, froh!
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch