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unternehmet sie zu günstiger und guter Stunde! Möge mit Euch reisen der heilige Erlöser
und Gott Euch eiu günstiges Wetter schicken! — Gebe Euch Gott, daß Ihr früh aufstehet,
ins Feld hinuntergehet. Euer Vieh hinaustreibt und den Samen zusammenbringet! — Vor
Enere Thür mögen die Armen hungrig treten, gesättigt von dannen ziehen! — Schafe und
Lämmer mögen Euch blöckeu, Ziegen meckern, Ochsen brüllen, Pferde wiehern, junge Katzen
miauen! — Möge Gott Euch gewähren, daß von Euerem Herzen solche Blüte auf diese
Welt geboren werde, die zunächst Gott dem Herrn durch das Gebet, den Eltern aber durch
Güte gefalle, welche Euch in der Jugend zur Zier, im Alter znm Unterhalt sowohl
als zur Zier gereiche! — Euch mögen zuerst Töchter, zuletzt Söhne geboren werden! —
In ihrer Jugend möget Ihr Euere Töchter verheiraten und in vorgerückterem Alter Enere
Söhne verehelichen, auf daß die junge Frau keine Schwiegermutter erhalte und so zwei
Übel im Hofe zusammentreffen! — Und möge Enerer Arbeit Euer Besitz entsprechen und
Gott möge Euch so helfen, wie Ihr zu ihm betet! — Möget Ihr jederzeit Gott dem Herr»
gefallen uud gleicherweise gefallen Jedem im Hause und um das Haus herum, so lauge Euer
kurzes Leben dauert! — Schreitet uuu mit dem rechten Fuße aus, uud Alles möge Euch
gut vonstattengehn! Ziehet hin mit Gott iu Gottes Frieden!"
Die Braut uud der Bräutigam küssen daraus die Eltern, Brüder und Schwestern
und Alle trinken nach der Reihe. Die Svaten schneiden das Weiche von der Brodschnitte,
die sie in der Hand halten, heraus, während der Tischvorsitzende (volibuSu) mit dem
Messer ein Schulterblatt iu Stücke schneidet und im Hause zurückläßt. Das vom Ober-
svateu und ihm selbst gebrachte Schulterblatt wird als Wegzehrung in die Tvrba gesteckt.
Man zieht nun in der Reihenfolge, in welcher man gekommen, wieder aus dem Hause fort,
wobei der Zug von den Hausleuten mit Eonfeet, Rauschgold und Weizeu beworfeu wird.
Vor dem Hause des Bräutigams singen die Sängerinnen das Lied:
Sei willkommen, uns re Braut Du;
Du bist doch nicht müd geworden
Und auch nicht in Schweiß gebadet?
Ein Weib von der Verwandtschaft reicht ihr ein männliches Kind anf die Arme; sie
umarmt uud küßt es uud scheukt ihm Tüchelcheu. Die Schwiegermutter oder ein älteres
Weib von der Verwandtschaft gibt ihr einen kleinen Löffel Honig, den sie mit Dank
hiuuuterschlürft.
Darauf folgt ein Festessen mit Gesang und Trinksprüchen nebst dem obligaten
Schießen aus deu Gewehren, ganz so wie dies beim Gastmahl im Hause der Braut der
Fall war. Am Schluß spenden des Bräutigams Elteru oder der Hausherr den Neu-
vermählten deu Segen. Nnn geleitet der Brautführer die Braut iu die Kammer, wo sie
schlafen wird. Eine Verwandte nimmt ihr den Blumenkranz und das Tuch vvm Kopse.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Volume 11
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Dalmatien
- Volume
- 11
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.54 x 21.83 cm
- Pages
- 370
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch